Donnerstag, 29.06.2017: Ystad – Kåseberga – Brösarp – Yngsjö – Tosteberga
Das Frühstück im Bett haben wir uns letztes Jahr in Dänemark wohl irgendwie angewöhnt. Ist ja eigentlich auch ganz gemütlich. Besonders heute, wo der Wind uns hier an Ystads Marina ganz schön um die Ohren pfeifft.
Algen-Interview
Als wir gerade ein wenig aufräumen wollen, ertönt hinter uns ein freundliches “Hej!”. Eine Mitarbeiterin der Lokalzeitung stellt sich uns vor und fragt dann doch noch “Förstår du svenska?”. Einen kurzen Moment überlege ich, antworte dann aber doch vorsichtig “Bara lite.” (Nur ein bisschen). Ich bin ein bisschen aus der Übung – man hat im Alltag ja leider nur selten die Gelegenheit, Schwedisch zu sprechen. Also setzen wir das Gespräch auf Englisch fort. Sie arbeitet an einem Bericht über die Unmengen unschöner Algen am Strand, über die sich Leser der Zeitung geärgert haben. Ob wir mit ihr darüber sprechen würden? Klar, warum nicht. Zumal sie auch Dröppel gebührend lobt (“What a nice car. A bit of a hippy van, hu?”). Drei Anläufe brauchen wir, bis sie ihr kurzes Video im Kasten hat, und die zwei vergeblichen sorgen für viel Gelächter.
Auf zu den Ales Stenar
Dann kann es aber auch endlich losgehen. Ausnahmsweise machen wir uns auf den Weg zu einem Ziel, das für mich von Anfang an feststand. Wir fahren nach Kåseberga um eine kleine Wanderung herauf zu den Ales Stenar zu machen.
Wir parken also auf dem großen und noch ziemlich leeren Parkplatz am Ortseingang und machen uns auf den Weg den Hügel hinauf. Zwischen Feldern und Wiesen geht es über einen Schotterweg immer bergauf, umgeben von Unmengen von Mohnblumen, die wild im Wind am Wegesrand tanzen.
Oben angekommen begrüßen uns zuerst die Schafe. Die flauschige Herde hat die ehrenvolle Aufgabe, das Gras um das Kulturdenkmal kurz zu halten.
Ales Stenar – Grabstätte? Sonnenkalender?
Und dann sind da, auf der Wiese, ganz oben auf dem Hügel, kurz vor der Steilküste, die Steine von Ale. Ales Stenar. Eine der größten Schiffsetzungen Skandinaviens. 59 Steine sind hier in Form eines 67 Meter langen Schiffes aufgestellt. Und so stehen sie da seit vermutlich 1000 – 1500 Jahren. Warum? Gute Frage.
Es gibt zahlreiche solcher Schiffsetzungen in Skandinavien, die meisten sind aber deutlich kleiner. Und die meisten sind eindeutig Grabstätten. Bei den Ales Stenar fehlt aber das übliche Grab. Dafür wurden andere Spuren aus der vermutlichen Bauzeit gefunden. Allerdings wurde dem Gelände auch bei einer Restaurierung in den 50er Jahren mit schwerem Gerät zu Leibe gerückt, ohne dass die genauen Veränderungen dokumentiert wurden.
Es gibt auch weniger anerkannte Theorien darüber, dass es sich um eine Art Sonnenkalender handelt, denn die Stevensteine an Bug und Heck sind nach dem Sonnenuntergang zur Sommer- und Wintersonnenwende ausgerichtet.
Klar ist aber, dass dieser Ort zu seiner Zeit wichtig gewesen sein muss, denn er ist besonders groß und besonders gelegen. Es muss sehr aufwändig gewesen sein, die Schiffsetzung zu errichten. Klar ist auch, dass die Schiffsform als Grabstätte in einer Seefahrer-Gesellschaft nachvollziehbar ist. Das Schiff als Symbolisches Gefährt für die letzte Reise erscheint naheliegend.
Wir wandern also zwischen den Steinen herum und machen uns so unsere Gedanken, was genau das hier eigentlich ist. Mit uns besichtigen auch zahlreiche weitere Menschen, darunter auch viele Familien mit kleinen Kindern, die Ales stenar.
Wir machen noch einen ausgedehnten Spaziergang zwischen den Schafen und an der Steilküste entlang. Hier endet die Wiese plötzlich und 37 sandige Meter tiefer rauscht die Ostsee und verschwimmt am Horizont mit dem grauen Himmel.
Als wir zum Parkplatz zurückkehren, hat sich dieser merklich gefüllt. Unser Timing war wohl noch relativ gut.
An der Apfelküste
Da das Wetter noch immer grau, windig, kühl und feucht ist, entscheiden wir uns erstmal weiter zu fahren. Bei schönerem Wetter hätten wir vielleicht in Sandhammaren einen Stopp gemacht, aber so geht es direkt weiter in Richtung Norden.
Bei Brösarp beschließen wir, dass es Zeit für eine Mittagspause ist. Immerhin regnet es gerade mal nicht. Wir fahren auf den nächsten Rastplatz und sind positiv überrascht. Um den Parkplatz herum: Wiesen und Hügel, von Trampelpfaden durchzogen, ein paar Picknicktische und natürlich eine äußerst saubere öffentliche Toilette.
Die Regenpause nutzen wir für einen Spaziergang durch die Hügel. Schön hier. Dank der zahlreichen Infoschilder wissen wir jetzt, dass wir an der sogenannten Applekusten (“Apfelküste”) gelandet sind. Auf der Wiese am Rastplatz befindet sich ein Apfelhain – zur Erntezeit ist hier Selbstbedienung ausdrücklich erlaubt. Dafür sind wir allerdings viel zu früh.
An der Aalküste
Im strömenden Regen kommen wir in Åhus an. Wetterbedingt haben wir aber nach einem Einkauf im Supermarkt keine Lust, die Stadt zu erkunden und fahren weiter.
Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz bin ich an ungewöhnlicher Stelle auf einen Tipp gestoßen – bei Spiegel Online. Die Schilderung klingt verlockend. Und so kurven wir weiter und weiter bei Yngsjö durch den Wald, Kilometer für Kilometer über schmale Waldwege.
Bis wir am beschriebenen Parkplatz ankommen, wo uns ein unübersehbares “Camping verboten”-Schild begrüßt. Mag ja sein, dass man hier trotzdem eine ungestörte Nacht verbringen kann – aber ich fühle mich unerwünscht. Das muss ja nicht sein.
Was man hier aber definitv ganz großartig machen kann, ist eine Kaffeepause. Der Parkplatz liegt hübsch und ruhig im Wald, der hier von sandigen Dünen unterbrochen wird.
Und wenn man schonmal hier ist, sollte man unbedngt einen Spaziergang zum Strand machen. Der Weg führt über Holzbohlen, die auf den sandigen Hügeln zwischen den Bäumen verlegt sind. Alleine dieser Holzweg macht schon großen Spaß. Und dann kommt natürlich auch noch der Strand. Strand und Meer machen mich ja immer glücklich.
Jetzt sind wir übrigens an der Ålakusten (Aalküste) gelandet – ich mag Äpfel ehrlichgesagt eh lieber.
Stellplatzsuche
Zurück im Bulli diskutieren wir. Hier bleiben wollen wir nicht. Unterwegs haben wir noch einen Wanderparkplatz gesehen, den wir uns näher angucken wollen. Wir fahren also zurück durch den Wald. Zwischen den Bäumen sind hin und wieder einzelne Häuser zu erkennen. Vom Parkplatz aus ist allerdings nichts zu sehen – hier gibt es auch sonst nichts.
Wir sitzen einen Moment ruhig im Bulli und überlegen, ob uns dieser Ort gefällt. Es ist sehr ruhig. Plötzlich wird diese Ruhe von einem leisen metallischen Klirren durchbrochen. Wir gucken uns an. Da ist es wieder! “Hast du das auch gehört?” fragt Björn zaghaft. Ich nicke. Schnell sind wir uns einig, dass es ein Windspiel am nächsten Haus hinter den Bäumen sein muss. Und trotzdem… so richtig wohl fühlen wir uns hier nicht.
Okay, wir haben noch einen ofiziellen Stellplatz in der Hinterhand. Das wird auf jeden Fall gehen.
Stellplatz bei den Ponys
Dafür müssen wir allerdings nochmal einige Kilometer fahren. Bis nach Tosteberga hamn. Der Straße immer weiter folgen, bis wir am ziemlich abgelegenen Hafen ankommen. Zwischen einigen großen weißen Wohnmobilen steht hier auch schon ein T3. Wir finden ein Plätzchen für uns und sehen uns um.
Erste Entdeckung: direkt hinter unserer Heckklappe grast eine kleine Herde Islandpferde auf einer felsigen Wiese.
Das ist allerdings nur das Tüpfelchen auf dem I auf diesem wunderbaren Stellplatz direkt am Meer. Wir entdecken außerdem blitzsaubere Toiletten und Duschen und eine gut ausgestattete Küche, die wir nutzen können.
Wir genießen den Abend am Meer, freuen uns, dass es gerade mal nicht regnet und plaudern mit unserem Nachbarn. Der freut sich auch, dass es gerade nicht regnet und trägt seine Katze spazieren. Auf Öland sei das Wetter noch viel schlechter gewesen, erzählt er. Wohin wir weiterwollen? Oh, in die Richtung… naja, das Wetter wird bestimmt auch wieder besser.
Direkt am Meer, sehr schön und ruhig gelegen.
Preise: 150 SEK pro Nacht, inklusive Strom. Sehr ordentliche Toiletten und Duschen, Küche vorhanden.
Zelte sind auch willkommen (50 SEK/Nacht)
Bodavägen 185, 295 72 Gualöv
Mehr Infos hier
Kostenlos, ganzjährig und rund um die Uhr zugänglich.
Kåseberga