16.8.2014
Wismar – Flessenow – Bad Kleinen -Schwerin
Flessenow.Heute machen wir eine kleine Zeitreise. Vor ziemlich genau 15 Jahren war ich auf Klassenfahrt in der Jugendherberge in Flessenow. Das Dörfchen gehört zu Gemeinde Dobin und liegt am Ufer des Schweriner Sees. Die Jugendherberge wurde gründlich renoviert, nebenan ist jetzt ein Campingplatz – aber sonst sieht es hier noch genau wie in meiner Erinnerung aus. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Wir sitzen ein wenig am Seeufer, schlendern durch die wenigen Straßen, begucken verfallene Gebäude. Auf einer der kopfsteingepflasterten Straßen kommt uns ein T2 entgegen.
Während es in Flessenow irgendwie idyllisch war und mich der Aufenthalt etwas nostalgisch gestimmt hat, wird es jetzt deprimierend. Unser nächster Halt ist Bad Kleinen. Damals führte uns eine Fahrradtour auf klapperigen Leihfahrrädern hierher. Unsere Lehrer fanden damals den Bahnhof spannend. Heute weiß ich, dass die RAF hier 1993 nochmal Schlagzeilen gemacht hat. Nach einem GSG9-Einsatz auf dem Bahnhof waren ein Polizist und ein Terrorist tot. Bahnhof und Bahngleise trennen den Ort vom See, aber es gibt einen Fußweg, der durch den Eiertunnel zum Ufer führt. Der Eiertunnel. Ein eiförmiger Tunnel. Überall ausgeschildert. Weil er das Sehenswerteste ist, was Bad Kleinen zu bieten hat. Wirklich. Wir gehen durch, zum Ufer und wieder durch den Tunnel zurück. Einen anderen Weg gibt es ja nicht. Anschließend erkunden wir den Ort, aber es gibt wirklich nicht vieles, was man sehen möchte. Ein Supermarkt, leerstehende Häuser, bewohnte Häuser, das Arbeitslosenzentrum mit täglichem Programm. Deprimierend.
Nichts wie weg hier. Ich brauche Aufmunterung. Und die bekomme ich auch. Unser nächster Halt ist Schwerin. Das habe ich in guter Erinnerung – zu Recht. Das Schloss ist absolut Märchenhaft, wir schlendern stundenlang durch den Innenhof und den Park und bestaunen die aufwendigen Details. Auf einer kleinen Insel, die über eine Brücke erreichbar ist, sitzen ein paar Schwäne und beobachten alles aufmerksam, umgeben von einem ganzen Hofstaat von Enten. Der wahre Herrscher über das Schloss weißt seine Enten-Untergebenen sofort zurecht, wenn sie zu nah kommen. Wir sehen uns das Schauspiel eine Zeit lang an und ziehen weiter in die Innenstadt. Auch hübsch und sehenswert. Man merkt schon, dass Schwerin mit seinen 91.000 Einwohnern die kleinste deutsche Landeshauptstadt ist – irgendwie gemütlich.
Abends genehmigen wir uns noch ein paar Cocktails in diversen Gastronomiebetrieben – auch das geht hier ganz gut.
Übernachtung: Wohnmobilstellplätze auf dem Parkplatz hinter dem Bahnhof. Zentral. 8€/24 Stunden, Strom gibt’s auch.