Sonntag, 08.07.2018: Urk – Lelystad – Enkhuizen – Hoorn
Es ist Sonntag, also schlafen wir erstmal aus. Anschließend machen wir uns aber recht flott auf den Weg.
Wir räumen zusammen und lassen den Bulli durch die kleinen Dorfstraßen rollen. Wir sind gerade rechtzeitig unterwegs, um die Urker auf dem Weg in die Kirche zu treffen. Familien in Sonntagskleidern überall auf den Gehwegen, gut gelaunt und fröhlich grüßend. Die Menschenmassen, die hier unterwegs sind, illustrieren nochmal eindrucksvoll die Religiosität der Urker. Wir staunen, denn zuhause im Ruhrgebiet ist nicht mal Heiligabend soviel los.
Flevoland ist für uns alle Neuland
Erstmal geht es nach Lelystad. Die Hauptstadt der Provinz Flevoland ist ein krasser Kontrast zum gemütlichen Fischerdorf Urk. Wo heute Flevoland liegt, war früher fast komplett Wasserfläche. Früher ragte die Zuiderzee, eine große, flache Nordseebucht weit in die Niederlande hinein. Heute ist dort, wo die Zuiderzee einst war das IJsselmeer, das Markermeer, und diverse Polder, also trockengelegte Gebiete.
Der Polder auf dem Lelystad liegt, wurde erst 1957 endgültig leergepumpt. Lelystad ist also wirklich eine sehr junge Stadt. Das sieht man natürlich auch – und genau deshalb sind wir hier.
Bummel durch Lelystad
Wir parken am Agoratheater und haben damit schon unseren ersten deutlichen Kontrast. Das Gebäude mit der diamantartigen Facettenform hebt sich in knalligem Orange vom blauen Himmel ab.
Nachdem wir es auch verschiedenen Perspektiven betrachtet haben, schlendern wir daran vorbei in die Innenstadt. Die ursprünglichen Pläne für Lelystad sind nicht ganz aufgegangen, deshalb wurde hier in den 90er Jahren nochmal einiges erneuert.
Nach dem alten, verwinkelten Fischerdorf ist diese moderne, durchgeplante Stadt wirklich etwas ganz anderes. Fühlt sich ein bisschen an, als hätten wir eine Zeitreise gemacht. Wir staunen und machen uns Gedanken über Stadtplanung. Dann holen wir uns ein Eis.
Eisschleckend spazieren wir weiter zum Stadshuisplein. Auf dem Platz steht auf einer gut 30 Meter hohen Basaltsäule eine Statue von Cornelis Lely, Planer der Zuiderzeewerke, nach dem die Stadt benannt wurde.
Es gibt in Lelystad noch einiges zu sehen, aber uns reicht für heute der Kontrast.
Ab durch die Mitte
Wir wollen in Richtung Nordseeküste weiter. Das heißt, wir müssen erstmal auf die andere Seite des IJsselmeeres.
Dazu gibt es drei Möglichkeiten – südlich ums Markermeer herum, nördlich über den Afsluitdijk (Abschlussdeich), der das IJsselmeer von der Nordsee trennt, oder aber mittendurch über den Markerwaarddeich (oder auch Houtribdijk), der Merkermeer und IJsselmeer voneinander trennt. Wir entscheiden uns für “Ab durch die Mitte”.
Eigentlich haben wir diese Entscheidung natürlich schon mit unserem Abstecher nach Lelystad entschieden, denn hier beginnt der Markerwaarddijk. Ein kurzer Stopp auf einem Parkplatz am Anfang des Deichs, ein Blick über das Wasser und den Deich, und dann geht’s los.
26 Kilometer lang ist die Straße über den Deich, über die wir jetzt fahren. Rechts von uns das IJsselmeer, links das Markermeer. Vor uns erstmal nur Straße, neben uns nur Wasser. Das hat was.
Willkommen in Holland!
Auf der anderen Seite endet der Deich in Enkhuizen. Noch einer dieser Orte, die ich schon vom Segeln kenne. Mit einem wunderschönen Hafen und Wohnmobilstellplätzen, die uns heute leider so gar nicht zusagen. Zwar liegen sie mittendrin im schönen Hafen, aber auch mitten auf einem wuseligen kostenlosen Parkplatz. Heute nicht das richtige für uns.
Jetzt sind wir auch endlich wirklich in Holland angekommen, genau genommen in Nordholland.
Enkhuizen: Hafen, Grachten, Gassen
Es ist mittlerweile früher Nachmittag geworden und wir entscheiden uns, Enkhuizen trotzdem noch ein wenig zu erkunden. Gute Entscheidung, denn das Städchen ist wirklich hübsch und sehenswert. Nach Lelystad fühlen sich die gemütlichen Gassen aber auch schon wieder wie nach einer Zeitreise an.
Süße kleine Häuschen stehen reihenweise entlang der Grachten und schmalen Gassen, hinter jeder Ecke scheint es wieder um so niedlicher weiterzugehen.
Wir lassen uns mit Kaffee und Postkarten ausgestattet im Schatten nieder und lassen einigen Daheimgebliebenen analog Grüße und ein paar erste Eindrücke von unserer Reise zukommen.
Wir schlendern weiter, durch das Drommedaris, ein altes Wehrtor, das den Hafen schützte.
Dann noch ein kleiner Spaziergang durch den Snouck van Loosen-Park. Sozialer Wohnungsbau aus dem 19. Jahrhundert – eine Siedlung im Park.
Die hübschen Häuschen im Grünen hat Maria Margaretha Snouck van Loosen posthum bauen lassen – als letztes Mitglied einer wohlhabenden Familie aus Enkhuizen verfügte sie, dass ihr Vermögen für wohltätige Zwecke genutzt werden soll, unter anderem zum Bau und Unterhalt dieser 50 Arbeiterwohnungen.
Noch ein letzter Blick über den Hafen, dann geht es wieder in den Bulli und weiter, ein Stückchen Richtung Nord-West.
Hoorn, die Stadt mit dem Einhorn
Hoorn liegt am Markermeer, lag also früher an der Küste der Zuiderzee und war ein wichtiger Hafen und Heimat zahlreicher Seefahrer. Heute ist es eine sehr schöne Stadt mit einem ziemlich coolen Wappen – das ziert naheliegenderweise ein Einhorn. Das Einhorn findet man in Hoorn dann auch immer wieder – zum Beispiel an Hausfassaden.
Wir fahren erstmal zum Jachthaven De Grashaven, wo wir heute übernachten wollen. Wir suchen ein wenig nach dem richtigen Tor, durch das wir mit dem Bulli fahren sollen, klingeln und dürfen uns auf den hinteren Teil des Parkplatzes zu den anderen stellen. Nicht spektakulär, aber ruhig. Zur Anmeldung beim Hafenmeister müssen wir ein Stückchen bis zum Turm laufen.
Zurück am Bulli gibt es herrlich erfrischende Melone, gestern in Zwolle gekauft.
Abends in Hoorn
Erstmal schauen wir uns ein wenig am Yachthafen um und entscheiden uns dann für einen Spaziergang durch das abendliche Hoorn.
Die Stadt ist wirklich hübsch mit all ihren alten Häuser, in der goldigen Abendsonne ist das wirklich gemütlich. Wir schlendern durch die Gassen und bewundern die verzierten Fassaden und unterschiedlichen Giebel.
Der schöne sonnige Sommerabend in dieser hübschen alten Stadt animiert uns, noch ein Bier trinken zu gehen, bevor wir uns auf den Spaziergang zurück zum Hafen machen.
Zurück am Bulli gibt es noch ein schnelles Abendessen und mehr Bier. Dann stellen wir fest, dass die Dusche für 1€ ganz schön lange läuft. Und dass man nach so einem Tag und einer ausgiebigen Dusche ziemlich gut schlafen kann.
Stellplätze auf einem Parkplatz am Hafen, vom 16. April bis 1.Oktober
Preise: 15€/Nacht (Bezahlung beim Hafenmeister im Turm)
Strom, Wasser, Toiletten, Duschen verfügbar
Visserseiland 221
1621 AA Hoorn
Mehr Informationen hier.
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Mit der Schließung des Afsluitdijk (1932) wurde die Nordseebucht zum Binnengewässer, mit den Poldern Wieringermeer (1929), Noordoostpolder (1940), Oostelijk Flevoland (1956) und Zuidelijk Flevoland (1967) wurde Landfläche geschaffen. Der Houtribdijk (1975) schaffte eine Verbindung zwischen den Ufern und trennt die Wasserfläche in IJsselmeer und Markermeer. Weitere Pläne (Polder Markerwaard – Trockenlegung des Markermeeres) wurden nicht umgesetzt, da kein weiterer Bedarf an landwirtschaftlicher Nutzfläche besteht.
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[…] Tag 4: Neuland, Meere und Einhörner: Zwischen Urk, Lelystad, Enkhuizen und Hoorn haben wir das Gefühl, durch die Zeit zu reisen. Und zwischen zwei Meeren hindurch zu den Einhörnern. […]