So ein Bulli kann so einiges, und in dieser Woche wurde schon die ganze Bandbreite der Möglichkeiten von Dröppel benötigt. Lastenesel, Schlafzimmer, Küche… Ich bin immer noch ziemlich erledigt, aber soll der Bulli halt selbst erzählen:
Mittwochmorgen. Eigentlich habe ich mittwochs meistens frei. Aber an diesem Mittwoch kommen der Fahrer und die Beifahrerin ziemlich früh zu mir. Nachdem sie allerlei Dinge eingeladen haben, wird mir schnell klar: es geht auf Reisen. Der Wasserkanister. Große Reisen etwa? Meine Kerzen glühen vor Vorfreude, ich schüttele noch kurz die Müdigkeit ab und schon geht’s los, erstmal auf die Autobahn.
Weit kommen wir aber nicht. Der Fahrer und die Beifahrerin reden von Frühstück und Orangensaft, als wir auf einen Supermarktparkplatz fahren. So weit, so gewöhnlich. Die beiden machen ja ständig Pause. Doch als ich dann die Einkäufe erblicke, wird mir schon etwas mulmig. Was zum Teufel wollen die mit so viel O-Saft? Und Wodka? Kartonweise Ahoj-Brause? Die wissen schon, dass ich nur 5 Sitzplätze habe? Das Zeug ist ganz schön schwer. Voll beladen mühe ich mich wieder auf die Autobahn. Ich bin wirklich gespannt, wo es jetzt wohl hingeht.
Ah, Bochum. Ruhr-Uni. Noch älter und kantiger als ich.
Die Beifahrerin steigt irgendwo in diesem gruseligen Parkhaus aus und eilt davon. Der Fahrer sucht mit mir vergeblich nach einem Parkplatz. Plötzlich kommt von rechts ein weißer Kollege. Hier hatte ich eigentlich nicht mit einem Familientreffen gerechnet. Der andere Bulli kommt dem Kennzeichen nach aus Ostholstein. Hoffentlich musste er nicht den langen Weg mit soviel Zeug wie ich zurücklegen. Der Fahrer und ich grüßen artig, der andere Bulli und seine Fahrerin grüßen zurück, sehen dabei aber nicht weniger überrascht aus, als ich es bin.
Irgendwann hat der Fahrer ein Plätzchen für mich erspäht, steigt aus und verschwindet erstmal. Wenig später kommt er mit einem Postwagen zurück und Liter für Liter, Kilo für Kilo werde ich entladen. Herrlich, diese Erleichterung! Der Fahrer eilt mitsamt meiner Ladung wieder davon, um einige Zeit später alleine wieder aufzutauchen.
Es geht weiter, ich fühle mich leicht und beschwingt, als wir bei strahlendem Sonnenschein über die überraschend leere A40 fahren. In Mülheim warte ich einige Zeit vor einem Krankenhaus. Hoffentlich ist der Fahrer nicht krank. Ach nein, als er eine Dreiviertelstunde später wiederkommt, wirkt er ganz normal. Bestimmt nur wieder Arbeit.
Wir fahren zurück nach Bochum. Hoffentlich nicht wieder in dieses doofe Parkhaus… Ah nein, wir biegen vorher ab und ich werde auf einem Parkplatz abgestellt. Hier war ich schonmal. Die kommen bestimmt wieder mitten in der Nacht besoffen mit der Bahn zurück zu mir.
Ich kenne doch meinen Fahrer und meine Beifahrerin! Natürlich tun sie das. Aber die können doch unmöglich den ganzen Wodka alleine getrunken haben? Nein, dafür laufen sie wirklich noch zu gerade.
Während sie in mir herumwurschteln höre ich aus den Gesprächen heraus, dass sie bei einem Sommerfest waren und das ganze Zeug, dass ich anschleppen musste, verkauft haben. Irgendwann ist endlich Ruhe und die beiden schlafen. Ganz schön lange. Ist denen das nicht zu warm? Ah, doch, die Sonne weckt sie irgendwann. Sehen eigentlich ganz fit aus.
Nach weiterem Herumgewurschtel geht es dann auch schon weiter. Kreuz und quer durch den Bochumer Süden, über die Stadtgrenze nach Witten, wieder Bochum. Bergauf und bergab. Stiepel ist ganz schön hügelig! Gemeinsam mit dem Fahrer meistere ich aber jede Steigung, obwohl mir ein paar Mal schon ein bißchen warm wird. Ihm aber offensichtlich auch.
Irgendwann entdeckt die Beifahrerin dann eine etwas versteckte Abbiegung und wir unterbrechen unsere Fahrt irgendwo im Lottental. Eine Wiese. Um uns herum lauter Grünzeug. Bäume, Büsche Farne. Riesige Farne. Irgendwie urzeitlich.
Ich darf endlich mal wieder mein Dach ausstrecken. Fahrer und Beifahrerin gucken sich ein wenig um. Der Fahrer macht Omelett auf meinem Herd. Ganz schön spät für’s Frühstück. Die beiden reden über eine große Reise, die wohl ansteht. Nach Dänemark soll es gehen. Prima, da gibt’s nicht so viele Berge. Und dann gehen sie schlafen. Mittagschlaf? Jetzt schon? Ihr seid doch gerade erst aufgestanden! Setzen sich wieder in die Sonne und faulenzen. Kochen Kaffee. Die Beifahrerin liest die lustige Geschichte von Allan Karlson vor. Ich habe offensichtlich nichts verpasst. Die lesen das Buch also wirklich nur, wenn ich dabei bin. Finde ich gut, “Der Hunderjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand” ist nämlich recht unterhaltsam und die Beifahrerin liest es wirklich gut vor.
Irgendwo auf diesen ganzen hubbeligen Schlaglochpisten, die uns bergauf, bergab durch die Gegend geführt haben, muss sich eine Schraube rausgerappelt haben. Ich hab jetzt nicht nur ‘ne Schraube locker, sie fehlt gleich ganz… Das fällt auf, als sich beim Start meine Windel durch lautes Klappern bemerkbar macht. Ja, ich muss zugeben, ich bin noch immer Windelträger. Der Fahrer sagt, mit der Motorwanne kommt nicht so viel fieses Zeug von der Straße an meinen Motor.
Einmal muss ich noch die Steigungen des Ruhrtals erklimmen. Das ist anstrengend, aber ein Klacks, wenn ich da an meine Vergangenheit in der fränkischen Schweiz denke…
Wir nehmen für den Heimweg die gemütliche Strecke über Landstraßen. So komme ich ganz entspannt wieder zuhause auf meinem Parkplatz an. Meine Nachbarn sind übrigens ein Wohnwagen und ein Transporter. Ich finde, ich passe ganz gut dazwischen.
P.S. Um einige Dinge klarzustellen:
- Wir waren keineswegs besoffen, höchstens ein bißchen angetrunken.
- Was bei Dröppel vor allem nach Sommerfest klingt, war tatsächlich harte Arbeit. Von 10:30 bis Mitternacht. Danach noch ein kleiner Ausklang mit Freunden.
- Dementsprechend haben wir auch nicht wirklich lange geschlafen. Wir hatten uns das verdient.
- “Der Hunderjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand”ist tatsächlich ein tolles Buch.
Das Lottental liegt im Südwesten von Bochum, hier gibt es auch zahlreiche Spuren des frühen Ruhrbergbaus zu entdecken, auch ein Rundwanderweg zum Thema verläuft durch das Tal. Ganz in der Nähe befinden sich auch der Kemnader See, an dem es aber an einem sonnigen Feiertag viel zu voll war, und der Botanische Garten der Ruhr-Universität, mit dem wunderbaren Chinesischen Garten.
Ernst Bender
Nette Geschichte die Dröppel da von sich gibt, es macht Spaß die alten Zeiten in Erinnerung zu rufen!
Meine Heimatstadt war Wanne-Eickel (1945), da wo der Mond zu Hause ist.
Jetzt leben wir im Oberallgäu, für Dröppel möglicherweise etwas zu hügelig….
Liebe Grüße sendet Ernst Bender erfribender.blogspot.com
Braucht der Bulli eine Windel? – unterwegs mit dröppel
[…] Substanzen setzen dem Blech ziemlich zu. So auch bei Dröppel. Kürzlich im Lottental führte das mal wieder zu lautstarkem Gerappel. Eine genauere Inspektion ergab, dass nicht nur eine Schraube fehlte, sonder gleich auch noch das […]