Montag, 26.06.2017: Ahrensbök – Lübeck – Travemünde
Auch morgens ist der Landvergnügen-Stellplatz bei Bauernhof-Eis Steffens in Ahrensbök noch wunderschön.
Das muntert mich nach einer bescheidenen Nacht auf. Ich habe die ganze Nacht im Bulli gefroren – brrr! Und dass, wo wir heute so einen langen Tag vor uns haben, heute Abend geht schließlich die Fähre nach Schweden…
Der blaue Himmel voller Wattewölkchen hebt jetzt aber zumindest meine Stimmung trotz des Schlafdefizits.
Bevor wir uns verabschieden, möchte der flauschige Hofhund Joschi noch einmal ausgiebig gekrault werden.
Lübeck
Wir sind schon recht nah am Ziel, haben aber noch den ganzen Tag Zeit. Also fahren wir nach und bummeln durch Lübeck. Die Stadt hat uns schon bei unserem letzten Besuch vor drei Jahren gut gefallen.
Wir genießen das gute Wetter bei einem Bummel durch die Innenstadt. Die auf einer Insel zwischen Trave und Elbe-Lübeck-Kanal liegende Altstadt mit ihren über 1000 denkmalgeschützten teils mittelalterlichen Gebäuden ist schon seit 1987 UNESCO-Welterbe. Und sie ist beeindruckend. Ein bisschen spürt man die alte Größe und Bedeutung der Hansestadt bei einem solchen Spaziergang durch die Geschichte. Immer wieder sind einige der sieben Türme zu sehen, die seit Jahrhunderten die Silhouette Lübecks prägen.
Mitten in diesem wunderschönen Stadtbild essen wir im nächstbesten italienischen Restaurant, nein, davor in der Sonne, zu Mittag.
Nach der durchzitterten Nacht und dem windigen Abend ergänze ich meine Reisegarderobe noch um einen zusätzlichen warmen Pulli. Sicher ist sicher.
Und natürlich müssen wir auch noch im Niederegger-Stammhaus direkt am historischen Lübecker Rathaus vorbeischauen. Eine Mischung aus Süßwarenladen, Konditorei, Café und Museum. Alles, was man mit Marzipan machen kann. Wir schauen und staunen, suchen uns je eine interessante Kleinigkeit aus und entscheiden uns gegen Kaffee und Kuchen und für ein Eis vom Außenverkauf. Sehr lecker.
Irgendwann am späten Nachmittag kehren wir zum Bulli zurück. Ich bin hundemüde.
Vorräte und Erinnerungen
Aber zuerst einmal steht noch der Einkauf an. Auf dem Supermarktparkplatz kommen Erinnerungen auf. Wir erinnern uns noch sehr genau daran, dass er um acht schließt. Erinnerungen an einen streßigen Tag vor zwei Jahren…Damals hätten wir die Fähre beinahe verpasst, erst wegen eigener Verplantheit, dann wegen eines Staus und schließlich nochmal wegen einer Panne. Ach, ist der heutige Tag dagegen entspannt… Das wird sich heute nicht wiederholen! Wir sind gut vorbereitet, wir sind früh dran, wir haben’s nicht mehr weit zum Hafen!
Nein, wir decken uns nicht mit kompletten Vorräten für die Zeit in Schweden ein. Das ist überhaupt nicht nötig. Aber Essen für den nächsten Tag, ein paar Fertiggerichte und einige alkoholische Getränke wandern dann doch in den Einkaufswagen.
Nach unserem Einkauf bekomme ich endlich meinen schon so lange ersehnten “Mittagsschlaf” (oder wie nennt man das, wenn man sich um kurz vor acht nochmal hinlegt?). Während ich auf der Rückbank döse und Björn einen Spaziergang macht, leert sich der Supermarktparkplatz – und dann füllt er sich teilweise wieder. Dem Bulli gegenüber stehen drei Wohnwagen, als ich wieder aufstehe. Ich bin skeptisch… was soll das denn?
Wie sich herausstellt, gehören die Wohnwagen einem Händler, der sie gerade aus der Vermietung zurückbekommen hat. Er kommt unüberhörbar aus dem Rheinland und wir quatschen uns noch ein bisschen fest. Wir haben ja Zeit…
Travemünde bei Nacht
Anschließend schlagen wir noch ein bisschen Zeit tot und fahren in der Dämmerung nach Travemünde. Parken an der Kirche und bummeln durch die nächtlich-ruhige Altstadt. Schlendern am Wasser entlang und bestaunen die riesigen Fähren schonmal aus der Ferne.
Auf nach Schweden!
Irgendwann haben wir dann wirklich genug Zeit vertrödelt und machen uns auf den Weg zum Skandinavienkai. Null Uhr dreißig. Der Check-In hat gerade geöffnet, als wir ankommen. Prima, dann kann es ja gleich losgehen. Dröppel rollt zum Check-In-Schalter und wir reichen der Mitarbeiterin freudestrahlend unsere Buchungsbestätigung.
…oder doch nicht?
“Hm…ich kann Sie hier gar nicht finden…” sagt sie etwas ratlos. Uns schwant Böses. Wir haben uns doch dieses Mal so viel Mühe gegeben. Haben uns so oft daran erinnert, dass die Nachtabfahrt ja bedeutet, dass wir uns einen Tag vor dem angegeben Datum auf den Weg nach Travemünde machen müssen. Soll es jetzt etwa trotzdem wieder Probleme geben?
Sie wirft noch einen Blick auf die Buchungsbestätigung.
“…oh! Sie sind einen Tag zu früh!” stellt sie schließlich fest. Nein, wie peinlich…
Nach dem ersten Schreck können wir aber schon darüber lachen. Die Check-In-Mitarbeiterin versucht uns zu trösten: “Na, immerhin haben Sie Ihr Bett dabei.” Da hat sie natürlich Recht.
Aber: Wie konnte uns das denn passieren? Offensichtlich haben wir uns so oft versichert, dass die Abfahrt am 28.6. bedeutet, dass wir am 27.6. die Fahrt nach Travemünde einplanen müssen, dass wir beim 26. als Anreisetag angekommen sind. Wie auch immer…
Und jetzt?
Jetzt stehen wir hier mitten in der Nacht am Hafen in Travemünde und suchen nach einem Stellplatz in der Nähe, wo wir um diese Zeit noch ankommen können, und zwar möglichst, ohne irgendwen zu stören.
Unterwegs verfahren wir uns, nehmen eine falsche Ausfahrt und stehen plötzlich in einem Gewerbegebiet. Wir sind müde und hungrig. Eine Parkbucht an einer Sackgasse im Wald zwischen Gewerbegebiet und Autobahn macht einen guten, ruhigen Eindruck. Warum nicht? Wir entscheiden uns, heute Nacht hier zu bleiben.
Später fällt mir auf, dass ich in der Nacht in Travemünde noch eine Aufschrift fotografiert habe, von der ich noch nicht wusste, dass sie für uns noch eine ganz andere Bedeutung bekommen sollte:
UNESCO-Welterbe: Die Altstadt von Lübeck, hier lässt es sich stundenlang bummeln zwichen beeindruckenden gebäuden und kleinen Gassen
Wahrzeichen: Das Holstentor: außen Wahrzeichen, innen Museum zur Stadtgeschichte
Marzipan: Niederegger-Stammhaus mit Café, am Rathaus
Politik & Geschichte: Willy-Brandt-Haus, zentral, freier Eintritt, interessant
Literatur: Buddenbrookhaus, mit Ausstellungen zum Roman und zur Familie Mann
Hafen: Museumshafen am Rande der Altstadt
hydrogenperoxid
Oh in Lübeck war ich mit 14 damals im Schullandheim. So eine schöne Stadt.
Das mit der verplanten Anreise ist ja ärgerlich, aber schön dass ihr es mit Humor genommen habt 🙂
In Kopenhagen habe ich letztens vergessen abzureisen 😀 Auch nicht besser.
Liebe Grüße Anni von http://hydrogenperoxid.net
Kaddy
Naja, andersrum wär’s ja auch schlimmer gewesen. Also, wenn wir einen Tag zu spät gewesen wären 😉
DieReiseEule
Morgen Meer ist super.
Tolle Geschichte. Musste schmunzeln.
LG Liane
Kaddy
…dann kannst du dir wahrscheinlich ansatzweise vorstellen, wie ich gelacht habe, als ich Tage später das Bild wiederentdeckt habe… 😀