Wir hatten kaum noch zu hoffen gewagt, dass sas Wetter nochmal gut genug werden würde für eine kleine Reise mit dem Bulli – aber die Wettervorhersage für das letzte Wochenende war so großartig, dass wir einfach nochmal losfahren mussten.
Nach Duisburg.
Einmal quer durch’s Ruhrgebiet, vom Nordosten in den Südwesten des größten Ballungsraums Deutschlands.
Samstag, 14.10.2017
Nach dem Frühstück geht’s los. Bulli packen und ab auf die Autobahn. Wir haben uns nach einigem Hin und Her für Duisburg als Ziel entschieden.
Warum Duisburg?
Wat sacht man so schön? “Wer im Ruhrgebiet aufgewachsen ist, hat die Fähigkeit, Schönheit zu finden, wo andere nicht einmal suchen würden.” Wir haben beide schon mal in Duisburg gearbeitet, aber noch nicht viel Freizeit hier verbracht. Heute haben wir Lust, das endlich mal nachzuholen.
Am Eisenbahnbassin in Ruhrort
Für die Nacht haben wir uns den Stellplatz beim Ruhrorter Yachtclub ausgesucht. Dröppel findet einen Platz ganz vorne, direkt am Hang, der bis runter zum alten Eisenbahnbassin mit dichtem Grün bewachsen ist. Unten, wo heute die Boote liegen, wurden früher Züge auf die Fähre verladen, als es hier noch keine Brücke über den Rhein gab. Ziemlicher Aufwand, der hier früher betrieben werden musste, um rüber nach Homberg zu kommen.
Erstmal genießen wir noch ein wenig die Sonne. Wir schmunzeln über das Schild an der kleinen Terasse und nehmen an, dass wir sie auch nutzen dürfen, denn für Wohnmobile ist der Zugang viel zu schmal. Wir beobachten die Fußgänger auf der nahegelegenen Brücke, die Wolken am Himmel und die Fahnen am Mast.
Trödel und Herbstlaub
Irgendwann machen wir uns auf den Weg in die Innenstadt. Vom Yachthafen aus sind es nur ein paar Minuten zum Bahnhof Ruhrort und von dort 11 Minuten mit der Straßenbahn in die Duisburger Innenstadt. Ein Hoch auf das SemesterTicket! Wir steigen am Rathaus aus und schlendern durch die Fußgängerzone, wo gerade ein Trödelmarkt mit dem vielversprechenden Namen “Zeitreise” stattfindet. Wir stöbern durch Altes und Antikes, Schönes und Skuriles, Witziges und Wertvolles.
Das macht natürlich bei strahlendem Sonnenschein, 20 Grad und unter buntem Herbstlaub besonders viel Spaß.
Nach dem erfolgreichen Kauf einer blauen Teekanne und ständigem Ausschauhalten nach Bullis aller Art (Modellautos, auf Büchern und Taschen…) brauchen wir einen kleinen Imbiß. Wir schlendern anschließend durch einige Seitenstraßen.
Abends in Ruhrort
Wir fahren nochmal zurück zum Stellplatz und setzen uns mit einem Bier zum Bulli. Plaudern ein wenig mit den Nachbarn, die wir mittlerweile bekommen haben. Die Sonne geht langsam hinter der Fußgängerbrücke unter. Als es irgendwann nichts mehr zu sehen gibt, machen wir uns wieder auf den Weg.
Abends am Innenhafen
Wir fahren wieder mit der Straßenbahn in Richtung Innenstadt und steigen am Rathaus aus. So können wir einen kleinen Spaziergang zum Innenhafen machen und unterwegs am Rathaus, an der archäologischen Zone Alter Markt und an der Salvatorkirche vorbeigehen und dann durch den Garten der Erinnerungen. Hier hat man im Altstadtpark bewusst Überreste der alten Bebauung stehenlassen, die nachts farbig beleuchtet sind – ein Treppenhaus, Säulen, ein Fundament…
Dann kommen wir ans Wasser. Der Innenhafen in Duisburg war ein Jahrhundert lang der zentrale Hafen- und Handelsplatz der Stadt, bis er in den 60er Jahren an Bedeutung verlor. Deitdem hat sich das ehemalige Industriegebiet gewandelt – heute finden hier Dienstleistungen, Wohnungen, Kultur- und Freizeiteinrichtungen Platz. Darunter jede Menge Gastronomie – deshalb sind wir heute Abend hier.
Es ist noch angenehm warm, also schlendern wir erstmal etwas herum und schauen uns das Angebot an, bevor wir uns für Burger und Bier an einem Tisch draußen, direkt am Hafenbecken, niederlassen. Weiter geht’s mit Cocktails in dieser besonderen Kulisse, bevor wir irgendwann zurück zur Straßenbahn eilen und mit der vorletzten Bahn an diesem Abend wieder in Ruhrort ankommen.
Guten Morgen, Duisburg!
Sonntag, 15.10.2017
Am nächsten Morgen können wir erstmal ausschlafen. Ruhig genug dafür ist es beim Yachtclub. Beim Aufstehen begrüßen uns die strahlende Sonne, der blaue Himmel und der alles überragende Turm des Kraftwerks “Hermann Wenzel”.
Mehr Trödel und mehr Herbstlaub
Nach einem entspannten Frühstück im Sonnenschein mit Blick auf Wasser und buntes Herbstlaub lockt uns der Trödelmarkt auf der Mühlenweide auf die andere Seite des Eisenbahnbassins.
Schon wieder spazieren wir zwischen Trödelmarktständen herum, gucken hier und da, wundern uns über Merkwürdiges und freuen uns über Schönes. Der Hafentrödelmarkt auf der Mühlenweide ist bei dem schönen Wetter riesig groß und voller Menschen.
Als wir uns auf den Rückweg zum Bulli machen, haben wir zwar noch nicht alles gesehen, sind aber um eine Kluntje- und eine Gebäckzange reicher. Was man halt so ganz dringend braucht.
Landschaftspark Duisburg-Nord
Dann heißt es Abschied nehmen vom Yachtclub und wieder ab auf die Straße. Ich wollte mir den Landschaftspark Duisburg-Nord schon lange mal angucken und wir haben einen wunderbaren Tag dafür erwischt. Natürlich sind wir auch nicht die einzigen, die heute die Idee hatten, herzukommen. Macht nichts, auf 180 Hektar ist Platz für jede Menge Menschen.
Der Landschaftspark ist auf dem Gelände eines ehemaligen Hüttenwerkes entstanden. Nachdem der letzte Hochofen 1985 außer Betrieb ging, hat man die Gebäude stehen lassen und später teilweise umgebaut um sie zugänglich und neu nutzbar zu machen. Jetzt sprießt das Grünzeug zwischen und auf den Mauern. Drumherum: noch mehr Grün.
Es hat einen ganz eigenen Charme, wenn man zugleich beeindruckt ist von den riesigen Anlagen, die der Mensch hier geschaffen hat, von ihrem langsamen Verfall und von der Natur, die sich hier die Flächen zurückerobert.
Besonders schön an diesem Wochenende: das Farbenspiel der herbstlich-bunten Blätter.
Wir spazieren stundenlang zwischen Pflanzen und Beton, zwischen Parkanlagen und Industrieanlagen herum. Hier kann man richtig viel Zeit verbringen. Es gibt Spielplätze und Aussichtspunkte, Gärten und Infotafeln. Und einfach viel zu entdecken.
Irgendwann ist es schließlich der Hunger, der uns Abschied nehmen lässt. Zeit für ein spätes Mittagessen.
Mittagessen in Marxloh
Wir entscheiden uns schließlich nach Marxloh zu fahren und in einem türkischen Restaurant zu essen.
Ja, Marxloh. Der berühmt-berüchtigte Problemstadtteil. Spoiler: wie erwartet überstehen alle Beteiligten den Besuch unbeschadet.
Wir finden für den Bulli einen Parkplatz direkt an der Hauptstraße und laufen ein Stück vorbei an Brautmodengeschäften und Imbißbuden bis zu einem Restaurant, das Björn von einem früheren Besuch in positiver Erinnerung hat. Auf unseren Tellern landet Lamm zusammen mit Unmengen von Gemüse und Salat. Das Essen ist lecker und der Kellner nett.
Frisch gestärkt machen wie uns dann so langsam auch wieder auf den Heimweg.
Es hätte noch so viel anderes zu entdecken gegeben in Duisburg, unter anderem jede Menge Museen, aber wir wollten ja die letzten Sonnentage des Jahres draußen nutzen.
Kaffeepause in Herne
Dröppel rollt wieder brav über die sonnenbeschienene Autobahn. Eine kleine Pause gönnen wir uns noch. Auf einen Kaffee am Herner Meer, um die letzten Sonnenstrahlen einzufange. Diese mal schafft der Bulli es auch, im angrenzenden Gewerbegebiet nicht geblitzt zu werden…
Zuhause sind wir dann ein bisschen traurig, dass das jetzt wohl wirklich die letzte Reise mit dem Bulli für dieses Jahr gewesen sein wird.
Direkt am Yachthafen gelegen. Straßenbahn in wenigen Minuten zu Fuß erreichbar.
Kosten: 8€/Nacht, Strom 1,50€, Duschen 1€
Ruhrorter Yacht-Club e.V.
Am Eisenbahnbassin 42
47119 Duisburg
Mehr Infos hier.
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Eintritt: frei
Öffnungszeiten: rund um die Uhr zugänglich
Mehr Infos hier.
Björn
Hi ihr drei,
endlich kam ich mal dazu diesen herrlichen Beitrag zu lesen den ich mir schon vor einiger Zeit abgespeichert habe.
Es freut mich, dass ihr euch die Zeit genommen habt Duisburg in all seinen Facetten kennen zu lernen! Die Wahl zwischen Ruhrort, Marxloh, Duisburg City, Homberg und Meiderich ist aber auch ein guter Mix von dem was Duisburg zu bieten hat.
Ich selbst als gebürtiger Duisburger sagte immer, dass der volle Charme erst abends zu Stande kommt!
Liebe Grüße und noch viele weitere tolle reisen
Björn
(aus der Welthauptstadt Duisburg 😀 )
Kaddy
Hallo Björn,
Vielen Dank 🙂
Wenn du als Duisburger zufrieden mit unserer Darstellung bist, dann freut mich das wirklich ganz besonders.
Duisburg gehört ganz klar zu den Städten, die viel zu oft unterschätzt werden.
Viele Grüße von der anderen Seite des Ruhrgebiets