Montag, 03.07.2017: Rafshagen – Linsdal – Nybro – Hyllsjön – Växjö
Der Tag beginnt im Bulli mit einem klitzekleinen Katerchen samt passendem Muskelkaterchen vom Paddeln – dafür aber recht früh.
Nach zwei Nächten am gleichen Ort zieht es uns jetzt wieder weiter, auch wenn es hier wirklich schön war. Also heißt es nach derm Frühstück aufräumen, zusammenpacken und auschecken und weiter.
Nach einem kurzen Einkaufsstopp in Linsdal (gab einen 10%-Rabatt-Coupon vom Campingplatz für den ICA) sind wir dann auf dem Weg nach Nybro.
Ich will Elche!
Ich will endlich Elche sehen! Bisher kenne ich die riesigen Tiere nur aus dem Zoo. Sie in freier Wildbahn zu treffen ist aber reine Glückssache – also haben wir uns für einen Besuch im Glasrikets Älgpark entschieden.
Auf dem Weg dorthin verarscht uns das Navi – erst sollen wir in einen Fußweg einbiegen, dann werden wir kilometerweit über unwegsame Feldwege geschickt und tuckern bergauf, bergab durch Felder und Wiesen. Dabei wären es nur 300 Meter vom Riksväg 25 gewesen – wenn man an der richtigen Stelle abgebogen wäre. Irgendwann kommen wir dann aber doch an.
Glasrikets Älgpark
Im Glasrikets Älgpark wird mehrmals täglich eine “Elchsafari” angeboten – für 130 SEK pro Person fahren wir auf einem Anhänger hinter einem Trecker eine Runde mit durch das Elchgehege. Bevor es losgeht verteilt der Fahrer Birkenzweige an alle Mitfahrenden – insgesamt 10 Menschen sitzen in den beiden Anhängern.
Und dann geht es los – rumpelnd und ruckelnd zieht der Trecker die Anhänger über die schmalen Wege. Freundlicherweise warten die ersten Elche schon kurz nach dem Tor an einem kleinen Teich am Schatten liegend auf uns.
“Das sind die Jungs.”, erklärt der Fahrer uns auf Schwedisch und Englisch. Außerdem gibt es hier noch zwei Elchkühe mit ihren insgesamt vier Jungen aus diesem Jahr. Die vier Jungs lassen sich mit dem rascheln der Birkenzweige anlocken und kauen bald fleißig auf dem frischen Laub herum – zu ersten Mal, ein zweites Mal folgt später, denn Elche sind Wiederkäuer. Bis zu 25 Kilo Birkenlaub frißt ein Elch an einem Sommertag – eine ganze Menge.
Elche streicheln
Neugierig strecken sie ihre Nasen in den Wagen und lassen sich auch mal kurz streicheln, sehr zur Freude des kleinen Mädchens, das mit seiner Mutter neben uns sitzt.
Natürlich kennen die Elche hier im Park das Spiel und wissen genau, dass es von den Anhängern leckeres Laub gibt – in freier Wildbahn halten Elche normalerweise lieber Abstand von Menschen.
Irgendwann haben “die Jungs” dann auch genug von uns und staksen wieder zurück in den Schatten. Weiter geht es über den rumpeligen Weg, einmal sehen wir unterwegs ein Junges im Dickicht liegen, von seiner Mutter so gut versteckt, dass wir es nur sehen, weil der Fahrer uns darauf hinweist.
Später lässt sich noch eine der Elchkühe anlocken. Wir verfüttern mehr Birkenzweige und bestaunen das riesige Tier, das sich so staksig durch den Wald bewegt. Ein bis zwei Junge bekommt eine Elchkuh im Jahr, dieses Jahr hatten die Damen des Parks beide Zwillinge.
Kuschelelche und Elchburger
Nach etwa 50 Minuten ist unsere “Elchsafari” dann vorbei. Im Shop, an dem wir wieder ankommen, gibt es neben Plüschelchen und allem, was sich mit Elchen bedrucken lässt, auch Elchwürstchen und Elchburger, die man in einer Grillhütte nebenan gleich selbst zubereiten kann.
Da die echten Elche zwar neugierig, aber dann doch mehr am Futter als an Fotos interessiert waren, muss der unechte Elch vor dem Eingang dann noch für ein Selfie herhalten.
Im Glasreich
Wir fahren weiter durchs “Glasreich”, wie die Gegend wegen ihrer Glashüttentradition heißt. Natürlich gibt es jede Menge Möglichkeiten, hier beim Glasblasen zuzusehen, Glas zu kaufen und Glas im Museum zu sehen. Wir finden Glas aber längst nicht so spannend wie Elche, erfreuen uns dafür aber umso mehr an einer Landschaft wie aus der IKEA-Werbung.
Allerdings geht es dabei auch ordentlich bergauf und -ab. Irgendwann brauchen sowohl Fahrer als auch Bulli eine kleine Pause – die Steigungen fordern Dröppels 50 Ps ganz ordentlich heraus.
So landen wir auf dem rastplatz am Hyllsjön. Seerosenbewachsenes Wasser, bewaldete Hügel runherum, rote Holzhäuder… das macht Appetit auf Zimtschnecken.
Zum Glück haben wir heute morgen welche gekauft. Zeit für eine Kanelbullar-Pause also. Eine Möwe beobachtet uns von einem Stein im See aus aufmerksam – traut sich dann aber doch nicht, näher zu kommen.
Weiter nach Växjö
Unser nächstes Ziel ist Växjö, Hauptstadt des Glasreiches.
Wir schlendern durch die Innenstadt, bleiben aber erstmal am nächstbesten Imbiß hängen und machen eine kleine Mittagspause mit “Fransk Hotdog”.
Frisch gestärkt erkunden wir Växjö weiter. In der Innenstadt finden wir eine Mischung aus schnörkeligen Altbauten, der weniger beliebten Architektur der 60er- und 70er-Jahre und kleinen bunten Holzhäusern.
Wir schlendern bis zum Dom, der mit seiner roten Farbe und den spitzen Doppeltürmen imposant aussieht, von innen aber schlicht, hell und ruhig ist.
Auf dem Weg nach draußen spricht uns eine ältere Frau auf Schwedisch an – sie sucht die Toiletten, wobei ich ihr nicht weiterhelfen kann, was sie aber weniger stört, denn auf mein “Sorry, det vet jag inte.” reagiert sie mit einem ausufernden Vortrag darüber, dass nie eine Toilette da ist, wenn man eine braucht und es doch viel mehr öffentliche Toiletten geben sollte – die bräuchten wir schließlich alle, oder? Ich kann nur freundlich nicken und staunen, während sie redet und redet.
Wir bummeln noch ein wenig um den Dom zu Växjö herum und durch den nahegelegenen Linné-Park und genießen die Sonne. Auf der Rückseite des Domes steht ein Runenstein, der bei Renovierungsarbeiten gefunden wurde. Er war in der Kirche mit verbaut.
Suche nach dem Platz für die Nacht
Als wir zum Bulli zurückkehren ist es schon fast Abend – Zeit sich auf die Suche nach einem Platz für die Nacht zu machen. Es gibt einige Campingplätze in der Umgebung, aber eigentlich… hatten wir davon in den letzten beiden Tagen auch erstmal wieder genug. Wir finden ein paar Tipps, wo man in der Nähe auch übernachten könnte und machen uns auf den Weg.
Der Tipp für ein Übernachtungsplätzchen stellt sich bei genauer Vor-Ort-Betrachtung als wenig schön heraus. Vielleicht ist der Poller neu und man konnte hier einmal weiter den Weg entlangfahren. Jetzt auf jeden Fall ist hier nichts als eine Parkbucht und einer kleinen wilden Müllkippe. Na, super. Das erklärt möglicherweise auch die Sperre. Aber mal ehrlich – ist es wirklich so schwer, seinen Müll mitzunehmen?
Wir entscheiden uns, erstmal weiter am See entlang zu fahren und zu gucken. Zur Not ist der nächste Campingplatz auch ganz nah.
Schlossruine Kronoberg
Aber schon der erste Parkplatz am See, auf den wir fahren, ist ein Treffer. Direkt am Wasser gelegen mit Blick auf… oh, Moment, erst jetzt wird uns klar, dass wir direkt an der Schloßruine Kronoberg stehen, die dem gesamten län den Namen gibt.
Um so besser. Auf jeden Fall gibt es hier einen Schotter-Parkplatz, auf dem schon ein schwedisches Wohnmobil steht, eine öffentliche Toilette, Mülleimer und einen tollen Ausblick. Das Café in der Nähe hat seit 17 Uhr geschlossen, genau wie die Schlosskasse.
Wir bleiben und erkunden erstmal die Umgebung zu Fuß und liegen noch ein wenig in der Abendsonne auf einer Decke am See. Hier ist am Abend noch ein bisschen was los, Familien und Paare kommen, um hier spazieren zu gehen. Dabei begegnen uns allerlei Fortbewegungsmittel: PKW und Wohnmobil, Fußgänger und Radfahrer, eine Reiterin hoch zu Roß und ein Motorrad, Boote und ein Jetski.
Als es dann fast dunkel ist, haben wir bei einem kleinen Spaziergang die Schlossruine dann ganz für uns – die Brücke, die zu ihr führt, ist beleuchtet und spiegelt sich im See. Zwar können wir uns die Ruine um diese Zeit nur von außen ansehen, aber auch das ist sehenswert.
Das Schloss wurde im 15. Jahrhundert als Bischofssitz gebaut und war im Laufe seiner Geschichte unter anderem Schauplatz der Ausseinandersetzung zwischen aufständischen småländischen Bauern um Nils Dacke und den Truppen von Gustav Wasa. Heute Abend ist es hier aber ganz friedlich.
Vor dieser Kulisse essen wir also zu Abend – es gibt regionaltypische Kroppkakor, mit Speck und Zwiebeln gefüllte Kartoffelklöße. Genau genommen Smålandskroppkakor. Lecker.
Dann wird’s aber Zeit für’s Bett – schließlich wollen wir schon lange weg sein, wenn die Schloss und Café wieder öffnen. Natürlich erzählt man sich auch Spukgeschichten über Kronobergs Slott – wie könnte es bei einer so hübsch verfallenen Schlossruine auch anders sein? Uns jedenfalls lassen die Gespenster heute Nacht in Ruhe schlafen.
Ruhiger Parkplatz, ab 17 Uhr sind Schloss und Café geschlossen, Toilette vorhanden.
Toller Blick auf die Schlossruine Kronoberg, die auch besichtigt werden kann, Eintritt 40 SEK, Kinder und Jugendliche bis 19 kostenlos, Mehr Infos hier.
Gamla Kronobergsvägen, 352 63 Växjö
Die Tour dauert 50 Minuten und findet von Juni bis Mitte September täglich 4-8 mal statt. 130 SEK für Erwachsene, Kinder bis 15: 65 SEK
Außerdem Shop, Grillplatz für Elchburger und Elchwürstchen, Angelmöglichkeit.
Mehr Infos hier.
Långa Slät 314, 382 96 Nybro
Bine
Fantastisch !!! Habe gerade eure Reiseberichte Schweden gelesen. Letztes Jahr war ich zum ersten Mal dort. – Öland, Småland – hoch bis Jokkmokk usw. Nächstes Jahr im Sommer gehts für 3 Wochen. Diesmal Westen. Hab viele Tips für Stellplätze, aber auch Anlaufpunkte, die ich so noch nicht auf dem Schirm hatte bei euch gefunden. Danke !!!
Liebe Grüße und weiterhin gute Fahrt
Bine
Kaddy
Hallo Bine,
Freut mich, wenn du hilfreiche Tipps gefunden hast.
Schweden ist so ein großes Land mit so vielen Möglichkeiten, dass man zum Glück immer noch etwas Neues entdecken kann.
LG und gute Reise
Kaddy