Das Pfingswochenende haben wir mit Freunden und Bulli im Wendland verbracht. Eine für uns eher untypische Reise, trotzdem sehr schön und entspannt. Im Rahmen der Kulturellen Landpartie haben wir viele, viele Ansatzpunkte gefunden, das Wendland zu entdecken.
Das lange Wochenende hat unendlich viele Eindrücke hinterlassen. Da gibt es noch einiges zu ordnen. Hier schonmal ein erster Überlick über unsere Reise in Zahlen. Das komplette Reisetagebuch wird hier verlinkt.
2 Etappen
Etwa 400 Kilometer sind es vom Ruhrgebiet bis ins Wendland. Mit 50 PS und zweieinhalb Tonnen braucht man dafür etwas Zeit. Weil wir es entspannt angehen und das Unterwegssein richtig genießen wollten, haben wir Hin- und Rückweg jeweils in zwei Etappen zurückgelegt.
4 von 12 Tagen Kulturelle Landpartie im Wendland
Muss man die Gegend kennen? Das Wendland. Der Kreis Lüchow-Danneberg in Niedersachsen. Unendliche Weiten, dünn besiedelt. Bis zur Wiedervereinigung ein abgelegenes Eckchen der Bundesrepublik. Heute: Im Süden Sachsen-Anhalt, im Osten Brandenburg, im Norden Mecklenburg-Vorpommern.
Zugegeben: Viel los war hier nicht – bis zur Planung eines Atommüllendlagers im Salzstock in Gorleben und der Errichtung des Zwischenlagers. Plötzlich ging es in der vorher eher ruhigen Gegend richtig rund. Die Protetste brachten Veränderung in die Region – gesellschaftlich, politisch, kulturell, wirtschaftlich…
Genau darin hat die kulturelle Landpartie ihre Wurzeln. Fast zwei Wochen lang, zwischen Himmelfahrt und Pfingsten fand auch dieses Jahr im Wendland das größte selbstorganisierte Kulturfestival Norddeutschlands statt, mit vollem Namen 28. Kulturelle Landpartie – wunde.r.punkte im Wendland. Kunst, Kultur und Politik an 121 Wunde.r.Punkten. Handwerk, Kulinarisches, Geschichte und Geschichten, Ausstellungen, Musik, Workshops, Vorlesungen und Führungen und drumherum ganz viel Weite.
Vier von insgesamt 12 Tagen waren wir dabei und haben uns zwischen all diesen Orten, Aktionen und Veranstaltungen treiben lassen.
3 Plätze
Zwei Stellplätze und einen Campingplatz haben wir dabei genutzt. Den Wohnmobil-Stellplatz in Minden kannten wir schon von unserer Reise an die Ostsee. Der Campingpark Gartow war neu für uns -klar, wir waren ja noch nie in der Gegend. Und auch den Stellplatz in Nienburg an der Weser haben wir zum ersten Mal genutzt – Frühstück mit Weserblick inklusive.
121 Wunde.r.Punkte
Die kulturelle Landpartie in Zahlen: 121 Orte und 12 Tage mit insgesamt 1712 Terminen. Das ist für einen Landkreis mit gerade einmal 50.000 Einwohnern ein Wahnsinns-Programm. Deshalb ist unsere Taktik, uns nur wenige konkrete Ziele pro Tag zu suchen und unterwegs einfach mal zu gucken, worauf wir noch stoßen. Das funktioniert prima. Plötzlich sitzt man auf einem idyllischen Hof an einer langen Tafel mit Wiesenblumen-Sträußchen und genießt selbstgebrautes Bier und Steinofen-Pizza. Oder steht auf einer Wiese und lauscht einem Imker.
2 Batterien
Es hat sich so ergeben, dass wir auf dem Campingplatz in Gartow keinen Strom hatten, obwohl der inklusive gewesen wäre. So haben wir es dann auch zum ersten Mal geschafft, die zweite Batterie im Bulli leer zu kriegen. Licht und Handys laden verbrauchen nicht viel, aber wir haben es trotz eineinhalbmal Luftbett aufblasen lassen geschafft bis zum letzten Abend mit der Batterie auszukommen.
170 Meter Höhenunterschied
Auf dem Rückweg stand uns ein Stau bei Porta Westfalica im Weg. Vollsperrung auf der A2, Überfüllung auf der B61. Ausschilderung zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Ein kurzer Blick den Berg hoch, ein kurzer Gedanke an die 50 zahmen Ponys in Dröppels Motorraum, noch ein kurzer Blick auf den Stau – “Ach, komm…”. Auf geht’s, Serpentine für Serpentine klettert der kleine Bulli die 170 Meter zum Denkmal hinauf und wir machen Kaffeepause, Denkmalbesichtigung und Ausblickgenießen statt im Stau zu stehen. Schnell waren wir nicht oben, aber wir haben’s geschafft. Zum Glück wollte sonst kaum jemand da hoch, so dass uns keine ungeduldige Autoschlange hinter uns gestresst hat.
1 Luftbett
Ach ja, das Luftbett… Im Bulli brauchen wir natürlich keines, haben es aber für unsere Mitreisenden im Zelt mitgebracht. Die kamen bereits auf dem Campingplatz an,kurz bevor wir zuhause losgefahren sind – und riefen uns leicht verzweifelt an, als sie feststellten, dass sie ihre Luftmatratze zwar mitgenommen, den Stöpsel aber zuhause vergessen hatten. Also haben wir unser Gästebett noch in den Bulli geladen – das ist selbstaufblasend, was zuhause sehr praktisch ist, auf dem Campingplatz aber ordentlich Strom braucht. Vor allem, wenn man es eineinhalbmal aufblasen (lassen) muss, weil es beim ersten Mal falsch herum im Zelt plaziert war und wederdurch den Eingang passte, noch sich aufgeblasen im Zelt drehen lässt.
4 Menschen
Eine Freundin hat uns völlig begeistert vom Wendland und der Kulturellen Landpartie berichtet – und vorgeschlagen, dass wir dieses Jahr doch zusammen hinfahren könnten – sie, ihr Freund, Björn und ich. Gesagt, getan.
Natürlich ist schön, mit Freunden Urlaub zu machen, aber mehr Personen machen natürlich auch manches komplizierter.
1 Frühstück an der Weser
Ein Highlight außerhalb des Wendlands war unser Frühstück auf dem Rückweg. In Nienburg konnten wir direkt vor der Schiebetür mit Blick auf die Weser frühstücken. Wunderschön. Gut, dass wir Zeit hatten und ausgiebig am Frühstückstisch sitzen konnten.
78 T≤3
Wie immer wenn wir mit Dröppel unterwegs sind, habe ich unterwegs Bullis gezählt, aus Gründen der Praktikabilität jedoch nur T1, T2 und T3 – bei den jüngeren Modellen käme man ja zu nichts anderem mehr. 78 Stück sind uns unterwegs begegnet, darunter auch zwei T1 und drei T2.
1 Atommüllzwischenlager
Der einzige Grund, aus dem viele Menschen schonmal vom Wendland, dieser ziemlich abgelegenen Gegend, gehört haben, ist leider kein besonders erfreulicher. Das Atommüllager in Gorleben, ein Zwischenlager für hochradioaktiven Abfall. Oder vielmehr wohl wegen der Prosteste dagegen.
Unser erster Tag im Wendland führt uns dann auch gleich an diesen Ort, denn einen Tag lang steht hier Gorleben im Mittelpunkt, die kulturelle Widerstandspartie zieht den Fokus dorthin. Das ist eine fröhliche, bunte, informative und unterhaltsame Veranstaltung.
3 Nächte
Wir waren noch nie so lange auf dem gleichen Campingplatz – ganze drei Nächte. Dafür waren wir jeden Tag mit dem Golf unserer Mitreisenden von Dorf zu Dorf unterwegs und haben schöne Orte und jede Menge Wunderpunkte entdeckt.
1 Steingutflasche
Unsere Freunde hatten eine Flasche Eversbusch Doppelwacholder mitgebracht. In der traditionellen Steingutflasche. Seitdem wir Gin für uns entdeckt haben, ist der Doppelwacholder ein Running Gag bei uns – die westfälisch-bodenständige (oder auch: uncoole Opa-) Version des Trend-Schnapses. Endlich war es also so weit: Doppelwacholder&Tonic. Und tatsächlich – das schmeckt gar nicht mal schlecht.
Zig Orte im Wendland
Neben unserem Basis-Camp in Gartow waren wir in Gorleben, Lüchow, Dannenberg, Lübeln, Güstritz, Püggen, Gedelitz, Mammoißel, Weitsche, Kussebode… wir haben die Ortseingangsschilder fotografiert, um den Überblick zu behalten. Die Bilder muss ich aber noch sortieren.
25 Meter Kabel
…und trotzdem kein Strom. Unsere Mitreisenden sind mit ihrem Zelt einen Tag früher angereist und haben eine wunderbare Ecke auf der Zeltwiese für uns ausgesucht. Allerdings war es auch die einzige Ecke, von der aus unser Kable nicht zum nächsten Stromkasten reichte. Dabei wäre der Strom inklusive gewesen. Aber wir sind ja trotz Luftbett mit der Batterie ausgekommen. Fast zumindest.
1 Bulli
Und Dröppel? Sah nicht nur gut aus, weil frisch lackiert und aufgehübscht, sondern lief auch problemlos. Selbst bergauf bis zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Keine Zicken dieses Mal. Wahrscheinlich der beste Bulli der Welt. Für mich zumindest.