Nach fast drei Wochen Roadtrip sind wir wieder zuhause. Wir waren mit dem Bulli in der Normandie unterwegs, zum ersten Mal in Frankreich, mit Zwischenstopps in den Niederlanden und Belgien.
In Frankreich war ich zuletzt mit der Schule, die Normandie war für uns komplettes Neuland. Und es war wunderbar, sehr schön und spannend.
Am Ende des Textes gibt es in den nächsten Tagen und Wochen dann das komplette Reisetagebuch.
Hier aber ein erster kleiner Überblick in Zahlen:
18 Tage
Insgesamt waren wir 18 Tage unterwegs, wie so oft nicht auf dem direkten Weg. Ganz am Anfang unserer Reise haben wir einen Umweg über die Niederlande gemacht, wo wir zu einer Hochzeit eingeladen waren.
2524 Kilometer
Vom Ruhrgebiet nach Scheveningen in den Niederlanden, durch Belgien nach Frankreich und dann immer an der Küste entlang, durch die Normandie bis auf die Halbinsel La Hague, dem westlichsten Punkt unserer Reise, und wieder zurück. Zum Schluss stehen 2524 Kilometer auf dem Zähler.
jede Menge Meerblicke
Natürlich sieht man das Meer immer mal wieder, wenn man an der Küste entlang fährt. Aber gerade die Normandie hielt so viele wunderschöne Meerblicke für uns bereit, dass wir immer wieder nur staunen konnten.
Von Campingplätzen, bei Pausen an Aussichtspunkten, von der Straße aus und natürlich auch immer wieder vom Strand aus hatten wir jede Menge Gelegenheiten, auf’s Meer zu gucken. Und das ist einfach immer wieder toll.
1 Unfall
Eine kleine Ungeschicklichkeit hat alles ein bisschen durcheinander gebracht. Mit Leihfahrrädern auf dem Weg zum Brunch mit Freunden in Scheveningen ist es plötzlich passiert: Tempo, Abstand, Höhe der Bordsteinkante, nichts passte zusammen und beim Versuch, am Straßenrand anzuhalten stürze ich mitsamt Fahrrad auf den Gehweg.
Leider landet dabei der schwere Rahmen des Omafiets auf meinem rechten Fuß und hinterlässt eine fiese Prellung, die mich erstmal vom Laufen abhält und die Fortsetzung unserer Reise infrage stellt.
Ich habe die Zähne zusammengebissen und die Reise humpelnd fortgesetzt, aber das hat uns schon ein wenig ausgebremst. Wanderungen über unwegsame Trampelpfade, ausgedehnte Bummel über Kopfsteinpflaster und Treppensteigen sind leider kein Vergnügen für mich.
viele Menschen
Hauptsaison, aber so richtig. Wir waren mittendrin im Getümmel. Ging dieses Jahr nicht anders.
Das bedeutete manchmal Überfüllung. In Etretat schlängelte sich eine endlose Menschenschlange bergauf zum Aussichtspunkt auf die berühmten Felsentore. Wir haben uns nicht eingereiht – mein Fuß wollte noch nicht. In Honfleur waren Campingplatz und Parkplätze voll, der Verkehr hat uns fast wahnsinnig gemacht.
Aber im Großen und Ganzen ging es, wir haben viele ruhige Fleckchen für uns gefunden, und auch wenn nicht immer der erste Campingplatz uns aufgenommen hat, hatten wir nicht wirklich Probleme irgendwo unterzukommen. Ohne Reservierung.
1 Kompliment
Mein Französisch ist wirklich schlecht. Vier Jahre Französischunterricht in der Schule, und für mehr als “Bonjour” und “Merci” muss ich gaaanz tief in den Wirren meines Gedächnisses kramen.
Auf einem Campingplatz war es dann so weit. Auf meine übliche Frage “Parlez-vous anglais?” (Sprechen Sie Englisch?) kommt nur ein zögerliches Kopfwackeln und ein französisches “Un petit peu.” (Ein kleines bisschen.). Okay, tief durchatmen, konzentrieren und los. Wir kriegen das Gespräch relativ flüssig über die Bühne und zum Schluss bekomme ich nicht nur einen Platz für unseren “trés petit camping car”, sondern auch ein Kompliment für mein angeblich gutes Französisch. Merci.
11,90 Euro
Der günstigste Campingplatz auf dem wir waren hat uns gerade einmal 11,90€ für eine Nacht mit Bulli, zwei Erwachsenen und inklusive Duschen gekostet.
Weil ich nach meinem Unfall etwas unsicher unterwegs war, haben wir zum ersten Mal nur auf Campingplätzen übernachtet. Die waren allerdings sehr unterschiedlich. Von ganz einfach bis zum Platz mit Pool und Kinderanimation, mal zentral im Ort, mal mit Meerblick, mal mit direktem Strandzugang. Viele davon waren ein “Camping Municipal”, ein kommunaler Campingplatz – oft einfache, günstige Plätze.
20.000 Kreisverkehre
Angeblich soll sich die Hälfte aller Kreisverkehre in Frankreich befinden – 20.000 Stück. Wir sind unterwegs auf so einige davon getroffen. In Deutschland sind mehrspurige Kreisverkehre relativ selten, ich habe in der Fahrschule gar nicht gelernt, wie sie funktionieren – das haben wir erst herausgefunden, als wir in Schweden mit dem Bulli unterwegs waren. In Frankreich hatten wir wieder jade Menge Gelegeneheit, das anzuwenden – allerdings gab es fieserweise oft keine Fahrbahnmarkierung, die die Spuren voneinander abgrenzt.
4 Leuchttürme
Leuchttürme sind fasziniernden Bauwerke. In einer Zeit ohne die modernen Navigationshilfen haben Menschen technisch alles gegeben, um die Gefahren der Schiffahrt überschaubar zu machen. Hohe Türme, helle Lichter. Leuchttürme warnen vor Gefahr uns stehen dabei selbst so beständig und unerschütterlich mit ihrem ewig kreisenden Licht an der Küste.
Vier Leuchttürmen sind wir in Frankreich begegnet: Phare d’Ailly, Phare du Tréport, Phare de la Hague und Phare de Honfleur lagen auf unserer Route.
40 Grad
Während unserer Reise wurden in Deutschland die erst kurz zuvor aufgestellten Temperatur-Rekorde übertroffen. Währenddessen waren wir in Belgien, wo wir auf einem Campingplatz in einem Waldgebiet ein schattiges Plätzchen fanden, und in Dunkerque, wo wir uns den Schatten selbst schaffen mussten.
An diesen beiden Tagen konnte ich nach meinem kleinen Fahrrad-Unfall kaum laufen, aber für nenneswerte Aktivitäten war es ohnehin zu heiß. Und dann kam zum Glück das sehnsüchtig erwartete Gewitter und hinterließ angenehme Temperaturen.
11 Baguettes
Baguettes sind in Frankreich quasi allgegenwärtig – überall verfügbar und billig. Dem konnten und wollten wir uns nicht entziehen, und so gab es fast täglich Baguette, meist morgens. Auf einem Campingplatz gab es das Baguette zum Beispiel für 90 Cent – Lieferung zum Bulli inklusive.
1 Hochzeit
Der Auftakt unserer Reise war der Besuch einer Hochzeit am Strand in Scheveningen. Es war wunderschön, tolle Location, perfektes Wetter, ein glückliches Hochzeitspaar – danke, dass wir dabei sein durften.
56 T≤3
Ich habe unterwegs mal wieder fleißig Bullis gezählt. 56 Stück (T kleinergleich 3) haben wir gesehen, vergleichsweise wenig. Größtenteils T3, aber auch einen T1 und ein paar T2. Dazu natürlich noch unzählige T4, T5 und T6, aber wenn man die mitzählt, kommt man zu nichts anderem mehr, also nicht beleidigt sein, liebe Fahrerinnen und Fahrer von Bullis mit Motor vorne – ihr seid einfach zu viele.
75 Jahre
Am 6. Juni 1944 landeten alliierte Truppen an der Küste der Normandie. Mit dem sogenannten D-Day begann die Operation Overloard, die mit der Befreiung Frankreichs ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Sieg über das nationalsozialistische Deutsche Reich war. Wer mehr darüber wissen will, findet zum Beispiel hier einen Überblick über die Ereignisse.
Zum 75. Jahrestag gab es in diesem Jahr natürlich zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen. In der Normandie sind Erinnerungen an die deutsche Besatzung und die Befreiung ohnehin allgegenwärtig – durch die Überreste des Atlantikwalls, durch Gedenkstätten für die Opfer, Soldatenfriedhöfe, Museen. Auch im Juli und August war der Jahrestag noch unübersehbar, Fähnchen überall, Schaufensterdekorationen, Plakate.
Wir sind den Spuren täglich begenet, besucht haben wir das Juno Beach Centre und den Juno Beach.
Ich möchte hier eigentlich nur eine Nachricht aus dem “Jardin des messages” in Caen zitieren, in dem “Botschaften des Friedens, der Hoffnung, der Zukunft für unsere zukünftigen Generationen” in bunten Blumenbeeten hängen. Ein unbekannter Mensch schreibt dort: “Dank an die Soldaten. Es lebe der Frieden! Es lebe Europa!”.
31 Flaschen Cidre
Kulinarisch ist die Normandie unter anderem für “die drei großen C” bekannt: Cidre, Calvados und Camembert. Insbesondere den Cidre haben wir ausgiebig ausprobiert – insgesamt 31 Flaschen haben wir bis zum Ende unserer Reise gekauft. Darunter einige als Mitbringsel, aber viele wurden auch an den schönen Sommerabenden direkt von uns verkostet. Keine Sorge, das artet bei dem sprudeligen Apfelwein kaum in ein Besäufnis aus, die milde Variante (“doux”) hat gerade einmal 2% Alkohol und ist eher erfrischend als berauschend.
Sogar der Route de Cidre sind wir ein Stück weit durch die Apfelplantagen gefolgt und haben uns das hübsche Dörfchen Beuvron-en-Auge besucht.
Auch der eine oder andere Camembert hat sich zum Leidwesen meines liebsten Mitreisenden in den Bulli-Kühlschrank geschlichten. Björn ist so gar kein Käse-Fan und der Camembert macht leider geruchlich deutlich auf sich aufmerksam. Trotzdem lecker.
7 mal Grenze
Insgesamt sieben Mal haben wir Ländergrenzen überquert und zwar so: von Deutschland in die Niederlande, nach Deutschland zurück, wieder in die Niederlande, nach Belgien, von dort nach Frankreich und zurück von Frankreich nach Belgien und wieder nach Deutschland.
Das großartige daran ist, dass man das kaum bemerkt. Ein Schild am Straßenrand und zack – schon ist man beim Nachbarn. Gerade wenn man in der Normandie eben auch immer wieder an die dunklen Zeiten der europäischen Geschichte erinnert wurde, kann einen so ein “Grenzübergang” wirklich fröhlich stimmen.
15 Blüten
Eine Orchidee namens Fleur begleitet uns mehr oder weniger versehentlich auf unserer Reise.
Wir haben die Herausforderung angenommen, Fleur lebendig wieder zurück mit ins Ruhrgebiet zu bringen und sie scheint ganz gut mit der Reise klargekommen zu sein. Jetzt steht sie mit 15 weißen Blüten in unserem Wohnzimmer und langweilt sich wahrscheinlich, so ganz ohne Meerblick.
1 Bulli
Diese Reise wäre natürlich so nicht möglich gewesen ohne den beste aller Bullis, unser lieber Dröppel.
Und zwar völlig ohne Murren und Mucken. Es war fast beängstigend, wie vorbildlich der Bulli unterwegs war. Selbst die ordentlichen Steigungen hat er zwar nicht mühe- aber problemlos gemeistert.
Das gesamte Reisetagebuch unserer Reise durch die Normandie mit dem Bulli:
folgt in den kommenden Tagen und Wochen
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traeumerleswelt
Die Normandie ist wirklich wunderschön! Wir waren schon 2 x dort und standen oft frei am Strand.
Zum Kreisverkehr, wenn ihr mal nach England fahren solltet, die lassen die in Frankreich verblassen (wir leben im Elsass). Auf der Insel haben wir sechsspurige erlebt und doppelte, da muss man sich echt konzentrieren, um die richtige Abfahrt zu nehmen 🙂
Bin gespannt auf die Fotos.
Kaddy
…und dann noch im Linksverkehr, ohje… 😉
Eigentlich sind Kreisverkehre ja eine gute Sache – wenn alle wissen, was zu tun ist.
traeumerleswelt
Wenn, ja 😉 mir war z. B. auch unbekannt, dass man in Frankreich links blinken muss, wenn man im Kreisverkehr bleibt…
Kaddy
Das scheint aber vielen nicht bekannt zu sein… zumindest habe ich das nur gelegentlich gesehen.
Maguerite
Und wie ist die reisefreudige Versehentliche Fleur zu Eurer Reisegesellschaft dazugestossen? Und wird Sie Euch weiter bei Euren Abenteuern mit Dröppel begleiten? Das Ruhrgebiet ist ja auch schön … .
Kaddy
Fleur sollte eigentlich ein Geschenk werden – irgendwann erzähle ich noch mal die ganze Geschichte… 😉 Jetzt darf sie im Wohnzimmer bleiben, aber sie hatte Schwierigkeiten, sich einzugewöhnen. Meerblick und frische Luft haben ihr wohl besser gefallen.