Was für ein Tag!
Zuhause ist für mich das Ruhrgebiet. So gerne ich auch mit dem Bulli Europa erkunde, ich komme immer wieder gerne zurück in den Pott.
Das Ende einer Ära
Und hier im Ruhrgebiet geht heute eine Ära zuende. Auf Zeche Prosper-Haniel in Bottrop wird zum letzten Mal in Deutschland Steinkohle gefördert.
Der Bergbau hat die Region geprägt – das hört man oft. Aber für viele Menschen hier ist das mehr als eine Floskel. Ich bin wohl nicht alleine damit, wenn ich feststelle: Ohne den Ruhr-Bergbau würde es mich gar nicht geben.
Mein Nachname verrät, dass ein Teil meiner Vorfahren aus Osteuropa kommt. Sie alle konnten so nur im Ruhrgebiet zusammenfinden.
Auf Abschiedstour
Weil uns der Abschied vom Bergbau ziemlich wehmütig macht, haben wir einen gemeinsamen freien Tag genutzt und uns mit dem Bulli auf den Weg gemacht.
Wir fahren 30 Kilometer nach Bottrop und frühstücken mit Blick auf die letzte zu diesem Zeitpunkt noch in Betrieb befindliche Steinkohlenzeche. Da kann man schon ein bisschen traurig werden.
Wir erledigen noch ein paar Weihnachtseinkäufe in Oberhausen, fahren am Gasometer vorbei und machen einen Zwischenstopp an einer Bude, um uns eine gemischte Tüte zu kaufen, wie in unserer Kindheit, als zwar auch schon eine Zeche nach der anderen schließen musste, aber Opa, Onkels, Bruder, Nachbarn noch unter Tage arbeiteten.
Auf dem Rückweg machen wir noch einen Zwischenstopp in Herten auf der Zeche Ewald. Hier haben wir übrigens eine unserer Kaffeepausen mit dem Bulli gemacht. Und, ach ja, die Probefahrt vor dem Kauf führte auch über ein ehemaliges Zechengelände…
Danke, Kumpel!
Vielleicht ist es von außerhalb nur schwer nachzuvollziehen, aber selbt ich, die zu jung und zu weiblich ist, um jemals unter Tage gearbeitet zu haben, hatte Tränen in den Augen, als einer der letzten Bergmänner heute dem Bundespräsidenten das letzte Stück Steinkohle überreichte.
Aber in den letzten Tagen ist noch einmal deutlich geworden, was der Bergbau für uns noch heute bedeutet. Was es alles nicht geben würde: meine Familie, mein Kindergarten, meine Grundschule, mein Gymnasium, meine Uni, meine erste eigene Wohnung – so viele Stationen meines Lebens sind mit der Industrialisierung der Region, die auf dem Bergbau beruht, verknüpft.
Deshalb ist jetzt noch mal Zeit, Danke zu sagen für die harte, gefährliche Arbeit, die Hunderttausende in den letzten 200 Jahren geleistet haben. Ohne sie wäre vieles anders. Danke, Kumpel!
Solidarität, Zusammenhalt, Ehrlichkeit und Direktheit. Das sehen wir gerne als den positiven Einfluss auf das Zusammenleben über Tage – und das sollten wir auch weiterhin leben.
Der liebste Mitreisende hat dazu ein kleines Video aufgenommen:
…und ein persönlicher Neuanfang
Und ausgerechnet dieser denkwürdige Tag bringt für mich persönlich einen Neuanfang. Ich fahre morgens mit dem Zug durch Dortmund, Herne, Gelsenkirchen, Essen, Oberhausen, Duisburg nach Düsseldorf und dann steht fest: Das neue Jahr bringt für mich einen neuen Job. Einen tollen.
Es geht weiter. Die Vergangenheit bleibt. Die Zukunft haben wir in der Hand.
Glück Auf!
Hier noch ein paar Tipps für’s Ruhrgebiet: