Ungewohnter Luxus
Pläne zu machen hat bei uns in den letzten Wochen irgendwie so gar nicht geklappt. Also, das Pläne machen schon, nur die Umsetzung ist dann immer wieder an diversen externen Einflüssen gescheitert.
Am letzten Wochenende standen wir dann plötzlich ganz ohne Termine mit einer wunderbaren Wettervorhersage da. Ein ungewohnter Luxus, aus dem sich ganz ohne große Pläne ein Wochenende mit Bulli entwickelt hat, das wir besser kaum hätten planen können.
Freitag: Kochen am Kanal
Meine beste Freundin ist zum Glück auch ein großer Dröppel-Fan. So richtig überrascht bin ich also nicht, als sie am Freitagmittag fragt, ob wir bei dem schönen Wetter nicht den Abend mit dem Bulli am Kanal verbringen sollen. “Aber bitte nicht grillen!” – ich kann sie so gut verstehen, in den letzten Tagen konnten wir uns vor Grill-Einladungen kaum retten, alle schienen die Grillsaison intensiv einläuten zu wollen. Heute darf es dann mal etwas anderes sein. Wir bringen also alle mit, was wir an Gemüse zuhause haben.
Wir machen es uns am Kanal in der Sonne bequem und schnippeln gemeinsam Gemüse. Aubergine, Lauchzwiebeln und Spinat wandern in den Topf, passierte Tomaten, Gewürze und Couscous kommen dazu und dann müssen wir nur noch etwas warten. Ein ziemlich gutes Bulli-Gericht – wenig Aufwand und sehr lecker.
Nach dem Essen sitzen wir noch zusammen, plaudern, schauen den vorbeiziehenden Schiffen hinterher und freuen uns, dass es endlich Sommer wird. Bis es dann doch zu kühl wird.
Aber wir sind uns einig: Das sollten wir wiederholen. Bald. Warum nicht gleich am Sonntagmorgen?
Samstag: Biker, Burger, Bulli
Fertig? Los!
Das Haushaltspensum für’s Wochenende ist geschafft. Wir überlegen, was wir mit dem restlichen freien Tag machen wollen. Wir könnten einfach ein paar Sachen einpacken und mit dem Bulli losfahren… Könnten? Machen wir!
Ein paar Stellplätze in der Nähe haben wir uns für das ausgefallene Bulli-Wochenende vor ein paar Wochen schonmal ausgeguckt.
Wohnmobilstellplatz am Bikertreff Nordkirchen
Wir fahren also am Samstagnachmittag los. Hinter der Stadtgrenze beginnt das Münsterland, und so fahren wir bei strahlendem Sonnenschein durch Felder, saftiggrüne Wiesen und schattige Wälder.
Schon nach rund 20 Kilometern sind wir an unserem Ziel, dem Bikertreff Nordkirchen, angekommen. Überall stehen Motorräder. Menschen in Motorradbekleidung sitzen im Schatten der alten Bäume. Und irgendwo hier sollen wir mit dem Bulli über Nacht bleiben können. Auch Nicht-Biker sind hier explizit willkommen.
Die Chefin zeigt uns, wo Platz für uns ist, erklärt kurz alles und weißt noch lachend darauf hin, dass der Rottweiler unseres Stellplatznachbarn eigentlich “ein Riesenbaby” ist. Das dürfen wir dann auch schnell selbst feststellen – der Hund begrüßt uns, als habe er auf uns gewartet, ist zutraulich und dankbar für Streicheleinheiten. Wir plaudern ein wenig mit seinem Herrchen, richten uns ein und machen uns erstmal auf einen Spaziergang durch die Felder.
Raps und Schmetterlinge
Wir laufen erstmal einfach los, freuen uns über strahlend gelbe Rapsfelder und herumflatternde Schmetterlinge, das grüne Laub an den Bäumen und ein paar blaue Blüten, die sich durch einen Holzzaun ranken. Ein wunderschöner frühsommerlicher Tag.
Nach einem kleinen Päuschen auf einer Bank im Schatten – vielen Dank an den Heimatverein dafür – fordern wir unseren Orientierungssinn heraus. Wenn wir jetzt rechts rum gehen, dann könnte dieser Weg doch wieder zur Hauptstraße führen, oder? Das tut er und wir kommen wohlbehalten wieder am Bikertreff an.
Burger und Bier
Da der Bikertreff natürlich nur geöffnet hat, solange Biker da sind, wird es dann auch schon bald Zeit für unser Abendessen. Bei Burgern und Bier sitzen wir im Schatten. Für relativ kleines Geld gibt es hier einen soliden Burger. Die Sonne sinkt immer niedriger und ein Motorrad nach dem anderen knattert davon.
Wir trinken noch ein Bier mit unserem Nachbarn und kommen ins Gespräch.
Lagerfeuer im Eimer
Als es langsam dunkel wird, holt der Nachbar seinen Eimergrill hervor und wir stellen fest, dass man den auch gut als Feuerschale – naja, Feuereimer nutzen kann. So sitzen wir um das wärmende und flackernde Feuerchen und plaudern noch ein paar Stunden, während der Rottweiler es sich zu unseren Füßen gemütlich macht und irgendwann zu schnarchen beginnt.
Irgendwann wird es dann auch für uns Zeit für’s Bett und die Nacht ist wie versprochen wunderbar ruhig.
Am nächsten Morgen brechen wir ziemlich schnell auf, denn wir haben ja noch eine Verabredung.
Die barocke Residenz aus dem 18. Jahrhundert liegt in einer sehr schönen, großen Parkanlage, die rund ums Jahr öffentlich zugänglich ist. Genutzt wird das Schloss heute von der Fachhochschule für Finanzen des Landes NRW und für Kultur-Veranstaltungen.
Führungen durch das Schloss gibt es sonn- und feiertags stündlich, an allen anderen Tagen nach Anmeldung (3€ /Erwachsene, 2€/Kinder). Auch Park- und Kombi-Führungen. Mehr Infos zu den Führungen hier.
Wir sitzen am Wasser, gucken Schiffen hinterher und genießen unser Frühstück, das wir dann zum Brunch umdefinieren, denn niemand von uns möchte vor dem Mittag gehen. Also bleiben wir einfach in der immer wärmer werdenden Sonne sitzen, während es um uns herum immer voller wird. Grills und Picknickdecken werden herbeigetragen. Familien mit Kindern jeden Alters kommen zum Grillen. Eine Gruppe von Jugendlichen hat grenzwertige Musik dabei. Neben uns baut ein Paar im Rentenalter seine Klappstühle auf. Menschen kommen auf Fahrrädern vorbeigefahren. An einem schönen sonnigen Sonntag ist hier einiges los.
Irgendwann am Nachmittag haben wir dann genug von der Sonne – trotz kalter Getränke und Sonnenmilch – und nehmen Abschied vom Herner Meer. Zumindest für heute. Denn eigentlich sind wir uns einig: das sollten wir viel öfter machen.