Das “Colani-Ei”
Zuhause ist für mich das Ruhrgebiet. Hier gibt es zahlreiche Industriedenkmäler, Zeugen der langen industriellen Vergangenheit der Region – und des Strukturwandels. Sie zeigen, was den Pott und die Menschen hier geprägt hat. Wo einst hart gearbeitet wurde, kann man heute seine Freizeit verbringen. Und da wir das gerne tun, werde ich hier in unregelmäßigen Abständen einige besonders schöne Orte der Industriekultur vorstellen.
Neulich haben wir ein paar Vorfrühlings-Sonnenstrahlen mit Blick auf ein UFO genossen.
Ein UFO?
Auf den ersten Blick sieht es aus, als sei in Lünen-Brambauer ein UFO auf dem Förderturm gelandet. Auf den zweiten Blick vielleicht auch.
Tatsächlich wurde ein von Luigi Colani gestaltetes Bürogebäude auf das Fördergerüst aufgesetzt – daher auch die Bezeichnung Colani-Ei.
Von der Zeche zum Technologiezentrum
Früher wurde hier Steinkohle gefördert, wie an so vielen Orten im Ruhrgebiet. Der Förderturm mit dem “UFO” gehört zu Schacht 4 der Zeche Minister Achenbach, der 1918 abgeteuft wurde. Von 1924 bis 1990 wurde hier gefördert.
Nach der Stilllegung entstand auf dem Gelände das Technologiezentrum “LünTec”, dessen Wahrzeichen heute das Colani-Ei. Offiziell heißt es “LünTec-Tower”, aber diese Bezeichnung habe ich vor der Recherche für diesen Text noch nie gehört.
Was macht das UFO da oben?
Das nach einer Skizze von Luigi Colani angefertigte “UFO” soll den Strukturwandel verdeutlichen. Die Skizze esoll spontan entstanden sein, als sich das Technologiezentrum gerade im Aufbau befand. Eigentlich hatte man sich mehr erhofft -ein Designzentrum sollte im und um das UFO entstehen. Doch diese Pläne hatten sich bereits bei der Eröffnung 1995 wieder zerschlagen. Geblieben ist das futuristische Ei aus GFK als Wahrzeichen und Landmarke.
Was macht man mit einem UFO? Das ist eine echte Herausforderung. Nach der Eröffnung wurde es zunächst als Büro genutzt, 2009 dann zur “Business-Lounge” umgebaut – die aus Brandschutzgründen allerdings nur 30 Gäste auf 300 Quadratmetern beherbergen darf.
Ein UFO als Leuchtturm
Die hochfliegenden UFO-Wünsche sind nicht alle wahr geworden, aber das Colani-Ei ist heute Wahrzeichen und Landmarke. Es ist Teil der Route der Industriekultur und durfte als Arbeitsplatz eines Mörders im Dortmunder Tatort mitspielen.
Mit dem Bulli am Colani-Ei
Wir haben uns also an einem sonnigen Sonntag ein ruhiges Plätzchen mit UFO-Blick gesucht und die Gelegenheit genutzt, das Dach mal wieder aufzustellen und ordentlich zu lüften. Einen Spaziergang rund ums UFO zu machen und natürlich den unvermeidlichen Kaffee zu trinken.
An diesem sonnigen Januartag hebt sich das UFO vom strahlendblauen Himmel ab. Als die Sonne über Himmel wandert, läßt sie das Ei irgendwie überirdisch wirken – oder außerirdisch?
LünTec-Tower
Technologiezentrum Lünen GmbH
Am Brambusch 24
44536 Lünen
Was kostet’s? Nichts
Lohnt sich das? Wenn man gerade in der Nähe ist.