Erstens kommt alles anders und zweitens als man denkt.
Eigentlich wollten wir nur in Ruhe an einem schattigen Plätzchen frühstücken, doch ein wütender Bauer bringt mich zum Nachdenken. Über Rücksichtnahme und Kommunikation.
Aber von vorne…
Schattiges Plätzchen in der Sommerhitze
Das letzte Wochenende war heiß. Verdammt heiß.
Am Freitag waren wir früh wach. Einfach zu warm zum Schlafen.
Wir sind also unserer Dachgeschoss-Wohnung entflohen und haben uns mit unserem Bulli Dröppel auf den Weg ins Grüne gemacht. Ein schattiges Plätzchen in der Nähe des Kanals ist unser Ziel. Hier ist es gut auszuhalten. Wir frühstücken also in aller Ruhe und genießen den spät zurückgekehrten Sommer.
Nach Kaffee und Brötchen warten noch ein paar berufliche Telefonate und Mails – nichts, was nicht auch vom Bulli aus geht.
Und dann wurde es auch schon wieder ordentlich heiß. Zeit zum Nichtstun.
Ach, wie entspannt.
Dröppel steht im Schatten einer Baumgruppe. Mit aufgeklapptem Dach und geöffneter Dachluke ist es im Bulli angenehm luftig, fühlt sich sogar ein bisschen kühler an.
Der grimmige Bauer
Plötzlich fährt ein SUV vor. Darin ein ziemlich grimmig guckender Bauer.
Ein schimpfender Bauer.
Ziemlich unentspannt.
Aber, wie sich herausstellt, mit ziemlich nachvollziehbaren Gründen. Hier, auf seinem Land parken gerne Scharen von “Stadtmenschen” (seine Formulierung), die die Wege versperren, über seine Felder trampeln und Müll hinterlassen.
Na, da können wir ein bißchen mitschimpfen.
Ja, es ist völlig daneben, Müll einfach irgendwo rumliegen zu lassen.
Ja, das ärgert uns auch.
Ja, es ist unfair, seine Couchgarnitur einfach in einen Bach zu werfen und die Entsorgung anderen zu überlassen.
Ja, wirklich, da liegt eine halbe Wohnzimmereinrichtung in der Böschung des Bächleins.
Der besänftigte Bauer
“Aber es gibt ja auch vernünftige Menschen. Merkt man ja, wenn man mit Ihnen spricht.”, sagt der Bauer.
Endgültig ist das Eis dann gebrochen, als wir dem nachvollziehbarerweise verärgerten Bauern einen Kaffee anbieten. Er nimmt an und wir plaudern noch ein wenig. Er rührt seinen Kaffee mit meinem frischkäseverschmierten Messer um und erzählt von jahrhundertealten Wegerechten und dem Laurentiusfest, das jedes Jahr im August in der Nachbarschaft gefeiert wird. Andacht in der Kapelle, gemeinsames Frühstück, “dann trinken wir ein paar Bierchen zusammen, und mittags müssen wir meistens wieder an die Arbeit.”.
Der Bauer trinkt seinen Kaffee aus, nimmt seuftzend noch ein paar Plastikteile vom Wegesrand mit und verabschiedet sich freundlich.
Reden hilft
Wir dürfen bleiben.
Und haben wieder einmal festgestellt, dass Reden meistens hilft. Wie so oft im Leben.
Wie viele Probleme ließen sich lösen, wenn Menschen einfach nur mal vernünftig miteinander reden würden. Wie viele Probleme würden gar nicht erst entstehen, wenn Menschen einfach nur vorher miteinander sprechen würden.
Nehmt Rücksicht
Wir mussten auch einmal mehr feststellen, dass gegenseitige Rücksichtnahme nicht so selbstverständlich ist, wie man meinen könnte. Leider.
Die Natur sollte für alle da sein. Das kann aber nur funktionieren, wenn alle die Verantwortung dafür übernehmen und ein bisschen Rücksicht nehmen. Das ist eigentlich ganz einfach:
- Nehmt euren Müll mit.
- Macht nichts kaputt.
- Hinterlasst einen Ort so, wie ihr ihn auch vorfinden wollt.
- Sucht euch einen Ort, wo ihr niemanden stört.
Für die allerallermeisten von euch ist das sicher selbstverständlich.
Das scheint trotzdem noch vielen Menschen schwer zu fallen. Mir fällt es schwer, solch ein egoistisches Verhalten zu verstehen.
Die mangelnde Rücksichtnahme kann nicht nur zu Begegnungen mit wütenden Bauern führen – was in unserem Fall ja sehr positiv endete – sondern auch dazu, dass immer mehr Orte abgesperrt und unzugänglich gemacht werden.
Zäune, Mauern, Absperrungen – ist das denn wirklich nötig?
Melina
Gut beschrieben, gerade in näherer Umgebung von Großstädten wird leider die umliegende Natur und Agrarlandschaft leider oft als Müllkippe mißbraucht
Kaddy
Je mehr Leute, desto mehr Müll. Und wo schon Müll rumliegt, schrumpfen die Skrupel, noch welchen da zu lassen…
RoadTrip-Girl
Hi Kaddy
Ja leider ist das mit dem Respekt gegnüber anderen Menschen und der Natur leider nicht mehr selbstverständlich. So muss man sich nicht wundern, wenn, wie du geschrieben hast, irgendwann alles eingezäunt und abgesperrt wird.
Ich denke man kann dem nur entgegenwirken, indem man als gutes Beispiel voran geht und andern vorzeigt, wie man es machen sollte.
Vielleicht auch darauf hinweist wenn es angebracht ist. …und miteinander reden! Etwas vom Wichtigsten überhaupt.
Schöner Beitrag, den sich hoffentlich einige zu Herzen nehmen und ihr Verhalten, falls sie es nicht schon so machen, mal überdenken werden.
Liebe Grüsse
Veronica
Kaddy
Danke, Veronica.
Es könnte manchmal so einfach sein…
dorie
Sehr schöner Beitrag. Schön im Sinne von “eine ernste Tatsache anschaulich verpackt.” Den Bauern kann ich auch verstehen! Rücksicht auf die Natur wäre so einfach, und trotzdem sind viele zu faul 🙁
Sehr gut, dass mal wieder jemand darauf aufmerksam macht 🙂
Liebe Grüße,
Dorie
http://www.thedorie.com
Kaddy
Hallo Dorie,
Danke.
Offenbar kann man ja leider nicht oft genug darauf hinweisen.
Vielleicht bringt es ja wenigstens irgendwen zum Nachdenken 🙂
Hoffnungsvolle Grüße
Kaddy
Henry
Sprechenden Menschen kann durchaus geholfen werden. Finde es eine Unart ohnegleichen seinen Müll in die Landschaft zu werden. Und da ist das in Deutschland schon wenig geworden. Unsere Nachbarn haben da schon deutlich mehr zu beräumen, da frgtan sich, ob die Menschen ein Verständnis für Müll und dessen Folgen haben.
Sebastian Kobel
Hi Kaddy
Sehr gut geschrieben. Genau so denke ich auch – Rücksichtnahme ist das wichtigste. Und so wie wir etwas vorfinden möchten, so sollten wir es auch hinterlassen.
Viele Grüsse
Sebastian
Kaddy
Hi Sebastian,
Danke. 🙂
Eigentlich ganz einfach, oder?
Schade nur, dass das manchen Menschen schon zuviel ist…