Freitag rief die Buchhandlung meines Vertrauens an. Das ist im Allgemeinen ein gutes Zeichen, denn die Buchhandlung ruft eigentlich nur an, wenn ich mal wieder ein Buch ganz dringend zu brauchen glaubte, dass nicht sofort und auch nicht bis zu nächsten Morgen verfügbar ist, der erste Satz nach der Begrüßung lautet dann üblicherweise “Ihr bestelltes Buch ist da.” – Juhu!
“Ihr bestelltes Buch ist da.” hatte die Buchhändlerin gestern auf den Anrufbeantworter gesprochen, wie ich am ziemlich späten Abend feststellte. Uns blieb nichts anderes, als uns ein wenig in Geduld zu üben und uns dann am Samstagvormittag ins Getümmel zu stürzen. Während die Frau, die vor uns in der Schlange steht, bedient wird, scannt Björn das Regal mit den Bestellungen. “Wie dick ist das denn?”. Keine Ahnung. Wir entdecken es nicht, aber als es uns von der anderen Seite der Theke gereicht wird, sind wir überrascht. “Doch so’n dicker Schinken!”.
29 Euro und 90 Cent ärmer halten wir schließlich “Landvergnügen 2016” in den Händen. Fast 500 Bauernhöfe, Gärtnereien, Winzer bei denen man eine Nacht kostenlos mit dem Bulli (wahlweise auch Wohnmobil oder Wohnwagen) bleiben darf.
Mein erster Stellplatzführer.
Grundsätzlich halte ich Stellplatzführer für unnötige Achslast auf Reisen. Was können sie schon bieten, was man bei halbwegs geschickter Bedienung einer Suchmaschine nicht mindestens so schnell finden könnte wie mit wildem Rumgeblätter in einem Buch? Zumal man die meisten Bücher komplett neu kaufen muss, wenn sie nicht mehr aktuell sind. Wir haben zwar auch Bücher zuause, die man aktualisieren kann, aber diese Loseblattsammlungen sind eher eine juristische Spezialität. Nipperdey und Pappermann müssen bei uns aber ohne Ergänzungslieferungen auskommen. “Gibt’s eh alles online!”, sagt der juristisch bewanderte Besitzer.
Landvergnügen aber bietet uns mehr als nur eine Auflistung von Stellplätzen. Landvergnügen beinhaltet eine Jahresvignette für Dröppel und einen Mitgliedsausweis für uns. So wie die Agentenclub-Mitgliedsausweise aus dem YPS-Heft damals. Und diese beiden Gimmicks sind es dann auch, die uns Zutritt zu fast 500 kostenlosen Stellplätzen bieten.
Auf schönen Höfen, zwischen Kühen, Schafen, Ziegen, Hühnern, Feldern, Reben oder was auch immer es da noch so alles geben mag. Maximal 3 Plätze bieten die Gastgeberinnen und Gastgeber jeweils. Also kein Kuschelcamping, bei dem Dröppel trotz seiner Farbe zwischen langen Reihen weißer Riesen verschwindet.
Auch Kulinarisches gibt es zu entdecken, auf den Höfen werden natürlich auch Lebensmittel produziert. Wein, Honig, Marmelade, Wurst, Schnäpse, Obst und Gemüse, Kräuter, Gebäck und was man sonst noch so alles Leckeres herstellen kann gibt es auf den Höfen. Natürlich ist man als Gast herzlich eingeladen, nach Herzenslust zu shoppen, aber das ist keine Bedingung.
Wie funktioniert also dieses Landvergnügen? Man kauft das Buch, klebt die Vignette ans Fahrzeug, meldet sich, wenn gewünscht telefonisch an, fährt hin, sagt “Tach.” oder was auch immer man regionaltypisch so sagt, bleibt maximal 24 Stunden und sagt “Tüss!” oder was auch immer hier angemessen erscheint und fährt weiter. Während des Aufenthaltes benimmt man sich und verhält sich nach Absprache. So einfach.
Teilweise gibt es Toiletten und Duschen, Frischwasser, Strom, die Möglichkeit einen Einblick in den Betrieb zu bekommen. Alles nach Absprache.
Die Vignette für 2016 gilt ab dem 31.3.2016, ein bißchen müssen wir uns also noch gedulden, bevor wir uns das erste Mal ins Landvergnügen stürzen.
Wir kennen Menschen, die das letztes Jahr schon ausprobiert haben und ziemlich zufrieden damit sind, zudem auch die eine oder andere Anekdote von ihren Aufenthalten mitgebracht haben. Das hat uns, neben dem hübschen Bulli auf dem Cover der letzten Ausgabe, davon überzeugt, es auch mal auszuprobieren. Wir sind gespannt.
Ein Grund mehr, sich darauf zu freuen, dass der Frühling so richtig losgeht. Bleibt zu hoffen, dass Dröppel im Laufe des Jahres einiges Vergnügliches vom Land zu berichten haben wird.
Hast du Landvergnügen schon ausprobiert? War’s gut? Erzähl mir davon.
Ich mag Buchhandlungen, deshalb kaufe ich meine Bücher dort. Der große Versandhändler ist auch nicht schneller, aber fies zu seinen Mitarbeitern. Hier findest du mehr Argumente, mal wieder woanders zu kaufen.
Mich bezahlt übrigens keiner für solche Beiträge.
Mario
Hallo Kaddy,
wieder mal ein schöner Beitrag. Leider habe ich selbst auch noch keine Erfahrungen mit dem Landvergnügen. Aber, quasi ganz eigennützig, muss ich jetzt doch einmal fragen: wenn du davon sprichst, dass man vor Ort auch duschen könne (etc. pp.). Kannst du mir sagen wie das in aller Regel abläuft? Steht das im Büchlein beschrieben? Also braucht man dafür wiederum Duschmarken oder so etwas? Oder ist es gar im Preis inkludiert?
Und noch eine Frage: es ist ja so, dass man – wie du schreibst – auf teilnehmenden Plätzen 24 Stunden für lau stehen kann. Ist das jeweils nur ein Mal pro Saison und Platz möglich? Oder wäre auch denkbar, dass man alle paar Wochen auf ein und demselben Platz für eine Nacht vorbei schaut?
Ja, ich weiß. Vielleicht komische Fragen. Aber ich bin selbst noch am Überlegen, ob dieser Stellplatzführer etwas für mich sein könnte. Da wir aber nur für Notdurft eine Chemietoilette an Board haben und der Frischwassertank noch nicht saniert ist, wären das wichtige Kriterien um auf solch einem Platz still zu halten. 😉
Besten Dank für deine Geduld und deine Mühen!
Mit den besten Wünschen für einen schönen Sonntag,
Mario
Kaddy
Ich kann mir das natürlich auch nur aus den Angaben im Buch und Berichten von Bekannten zusammenreimen. Was die Nutzung von Toiletten und Duschen angeht, verrät das Buch nur, dass es unterschiedlich ist. “Es können teilweise zusätzliche Gebühren dafür anfallen.” (oder so ähnlich, hab das Buch gerade nicht hier), man soll die Details mit den Gastgebern absprechen. Bekannte erzählten aber, dass das im Allgemeinen alles sehr locker und unproblematisch abläuft. Da die viele eh eine vorherige telefonische Anmeldung wünschen, kann man die Details gleich vorher kurz abklären.
Ich habe keinen Hinweis darauf gefunden, dass man nicht mehrmals im jahr den gleichen Hof besuchen darf. Es geht wohl eher darum, dass man sich nich all zu sehr häuslich einrichtet.
Wir werden das hoffentlich recht bals mal ausgiebig testen – unsere Erfahrungen teile ich dann natürlich auch gerne.
🙂
Mario
Danke, Kaddy. Auf eure Erfahrungen und Reiseberichte bin ich in der Tat schon sehr gespannt! 🙂
traeumerleswelt
So wie ich das verstanden habe, sollte man sich meistens vorher anmelden..
Wir legen unsere Stops gerne spontan ein, einfach da wo es uns gefällt. Und da ist so ein Stellplatz-Führer in Papierform schon hilfreich – unterwegs bin ich eigentlich fast nie online -. Wir benutzen den ACSI Führer, da gibt es auch eine Ermässigungskarte gratis dazu.
Mario
Den ACSI habe ich mir vergangene Woche auch zugelegt. Beweggrund war da mein Vergleich diverser Campingkarten. In den ACSI muss ich jetzt über die freien Tage auch erst mal reinschmökern. Grüße, Mario
traeumerleswelt
habe mit der ACSI Karte plus Club Karte als ID Ersatz bisher nur gute Erfahrungen gemacht 🙂
weekly reading – KW 12/2016 – #VANweh
[…] Konzept wie ich finde! Und wie mir scheint ist bei dieser Sache der Name Programm: Landvergnügen. Was es kostet, wie es funktioniert und warum du vielleicht auch diesen Stellplatzführer brauchst, liest du am Besten direkt bei […]
Wild, Papier und komische Ortsnamen [Dänemark 2016] - unterwegs mit dröppel
[…] dich Nacht haben wir uns einen Landvergnügen-Hof etwa 30 Kilometer entfernt ausgesucht. In […]
Ostfriesland im Herbst: Hafen, Alpakas und Strand - unterwegs mit dröppel
[…] wieder zur Arbeit müssen – wir könnten auch bei den Alpakas übernachten, der Hof macht bei Landvergnügen mit. Wenn du auch Lust hast, die Alpakas mal zu besuchen, melde dich am Besten vorher kurz, damit […]