27. September 2016 Carolinensiel – Friedeburg – Dangast – Varel – zuhause
An Tankstellen ist schon früh Betrieb. Als wir aufwachen wir schon fleißig getankt und gewaschen. Ich finde es eigentlich ganz witzig, mit meiner geringelten Schlafanzughose und einem Hard Rock Café-T-Shirt bekleidet, verstrubbelt und verschlafen, wie ich nach dem Aufstehen nunmal aussehe, an den vor der Waschanlage wartenden Menschen vorbei zu laufen.
Frühstück mit Hafenblick
Wir beginnen den Tag mit einem Spaziergang zum Museumshafen und einem Frühstück im siebzehn80 in einem – nochmal kurz nachrechnen… äh… – 236 Jahre alten Haus direkt am Hafen, in dem seit Kurzem ein modernes Hotel zu finden ist, mitsamt Restaurant, in dem man auch sehr hübsch frühstücken kann. Zwischen einer beeindruckend verzierten, alten Holzdecke, moderner Einrichtung und Dekoration und einem schönen Ausblick auf den Hafen lassen wir uns Brötchen, Müsli, Obst und Kaffee schmecken. Sehr schön, sehr lecker, sehr entspannt.
Handelstradition und Neuland
So gestärkt schlendern wir nochmal am Hafen entlang, wo auch gerade der Wochenmarkt stattfindet. Zwischen den traditionellen Plattboden-Segelschiffen stehen Stände mit Obst, Gemüse und Gewürzen. Das hat doch was.
Früher lag Carolinensiel direkt am Meer, auf neugewonnem Land in der Harlebucht, und hatte einen wichtigen Handelshafen. Im Rahmen der weiteren Landgewinnung bis Mitte des 20. Jahrhunderts rückte der Ort aber immer weiter ins Hinterland – heute ist die Küste gut 2 Kilometer vom Hafen entfernt. An diese spezielle Geschichte erinnert heute die “Caroline”, eine Skulptur, die den “Cliner Wind” symbolisieren soll und für Lebensfreude, Weltoffenheit, Tatkraft und Wagemut steht. Alles Eigenschaften, die notwendig waren, um das neugewonnene Land am Meer zu besiedeln.
Krimskrams und Teetied
Wir schlendern anschließend weiter durch den Ort und durch die unvermeidlichen unzähligen Souvenir- und Krimskrams-Läden. Versuchen uns im Finden von Bulli-Krimskrams zu überbieten. Und davon gibt es viel. Taschen, Magnete und sogar Garderoben aus mit Bulli bemaltem Treibholz. Neben jeder Menge anderem unnützen Krempel.
Anschließend kehren wir ganz schnell zurück in den entspannten Modus. Erstmal einen Tee trinken. Vor dem Café Caro in der Sonne sitzen und in aller Ruhe Kluntje, Tee und Sahne in die Tasse geben. Lecker.
Und nochmal. Kluntje fällt klirrend in die Tasse, knistert, als der heiße Tee darüber plätschert und dann kommt das Sahnewölkchen… Rituale können ja so entspannend sein. Und lecker. Und noch dazu gut klingen, riechen und aussehen.
Auf zu den Alpakas
Wir überlegen, wohin es weiter gehen soll. Sonne und Entspannung machen es gar nicht so leicht, sich wieder aufzuraffen. Aber das Stichwort “Alpakas” versetzt mich sofort in Aktivität.
Wir besorgen also noch Wegzehrung in Form von Fischbrötchen und machen uns auf den Weg nach Friedeburg. Nach 30 Kilometern, einer Kaffee-Pause und etwas Sucherei kommen wir schließlich bei den Amidala-Alpacas an.
Vorsichtig rollt Dröppel auf den Hof, noch etwas unsicher, ob unser spontaner Besuch willkommen ist. Die Sorge war unbegründet, wir werden sofort schwanzwedelnd und kurz darauf freundlich mit Handschlag begrüßt. In der Ferne grasen die Alpakas.
Wir haben ein bißchen Glück gehabt, dass Berta Ahlfs gerade zuhause ist. Sie freut sich sichtlich über unser Interesse und weiß jede Menge über die Kamele aus den Anden zu berichten. Ja, richtig, Alpakas sind eine domestizierte Kamelform.
Besuch bei den Alpakas
Jetzt aber los! Wenn wir schonmal hier sind, sollen und wollen wir die Alpakas natürlich auch persönlich kennenlernen. Wir stapfen über die Wiesen, bis die Tiere bemerken, dass Besuch kommt und neugierig werden.
Ich verliebe mich spontan. Vorsichtig kommen sie imemr näher, schnuppern auch mal kurz, aber Kuschellaune herrscht hier gerade nicht.
Auch wenn das flauschige Fell dazu einlädt, Alpakas sind halt keine Kuscheltiere. Aber alleine ihr Anblick sorgt bei mir für gute Stimmung.
Während wir neugierig beäugt werden und neugierig zurückäugen, erfahren wir noch allerlei mehr über Alpakas. Besonders bezaubernd ist das jüngste Mitglied der Herde, die kleine Jella. Wegen ihrer Farbe wird sie oft Bambi genannt – aber eigentlich ist die Geschichte von Bambi viel zu traurig für so ein süßes kleines Tier…
Nach unserem Besuch auf der Weide geht es noch in den kleinen Shop, den die Ahlfs in ihrem Hausflur eingerichtet haben. Ich kann nicht widerstehen und muss ein bißchen Wolle aus Alpaka-Fasern mitnehmen. Auf den Baderolen der Knäule steht jeweils, von welchem Tier die stammen. Ich werde also demnächst die Fasern von “Mojo” zu kuschelig-warmen Winter-Accessoires verarbeiten.
Schade, dass wir morgen beide wieder zur Arbeit müssen – wir könnten auch bei den Alpakas übernachten, der Hof macht bei Landvergnügen mit. Wenn du auch Lust hast, die Alpakas mal zu besuchen, melde dich am Besten vorher kurz, damit du nicht vor verschlossenen Türen stehst.
Der unvollständige Turm
So aber wollen wir den sonnigen Nachmittag nochmal am Strand verbringen. Wir steigen also wieder in den Bulli und fahren bei strahlendem Sonnenschein durch Ostfriesland und… was ist das denn?! Auf den zweiten Blick erkennen wir in dem Backsteingebilde eine Kirche. Nur, dass der Turm ziemlich unvollständig ist. Das müssen wir uns näher ansehen.
Wir schauen uns also noch die St.Mauritius-Kirche an und stehen staunend mitten in der Turmruine. Der Turm wurde 1474 zerstört und nie wieder aufgebaut. Kirchen haben oft beeindruckende Ausmaße, aber hier, in den Resten des Turmes, werden sie nochmal ganz deutlich. Wir staunen und machen uns nach einem Kaffee auf dem Parkplatz wieder auf den Weg.
Strand ohne Zaun
Wir steigen also wieder in den Bulli und fahren nocheinmal bei strahlendem Sonnenschein durch Ostfriesland. Genau genommen verlassen wir Ostfriesland recht bald und fahren in den Landkreis Friesland, der östlich von Ostfriesland liegt. Klingt komisch, ist aber so.
Es zieht uns nach Dangast, wo der Strand sympathischerweise nicht eingezäunt ist. Mit Decke, Fischbrötchen, Büchern und Kamera ausgestattet stapfen wir in Richtung Meer.
Schön hier.
Wir liegen in der Sonne und tun noch einige Stunden lang gar nichts, außer zu genießen. Das ist so entspannt, dass wir viel, viel länger bleiben als geplant. Als die Sonne langsam über den bunten Strandkörben untergeht, können wir uns kaum am Spiel von Licht und Schatten sattsehen.
Irgendwann ist die Sonne weg, es wird kühl und wir haben Hunger. Es ist also Zeit zu gehen.
Das fällt nicht leicht, aber: it ain’t over till it’s over.
Abschiedsessen
Erstmal gehen wir in Varel auf Jagd nach Abendessen. Suchen ewig nach einem Parkplatz. Suchen ewig nach einem Restaurant. Finden schließlich ein türkisches Restaurant und begehen den Fehler aufgrund großen Hungers den Vorspeisen-Probierteller vorweg zu bestellen und zu teilen. Als das Hauptgericht kommt, sind wir dann eigentlich auch schon satt…
Ziemlich satt sitzen wir also wieder im Bulli und entdecken auf dem Rückweg die schönsten Kopfstenpflasterstraßen Norddeutschlands. Das hält immerhin wach.
Ungewöhnlich zielstrebig geht es dann nach hause, denn es ist spät geworden. Als wir ankommen, ist es schon Mittwoch. Das wird eine kurze Nacht.
Kathrin
super süß die Alpakas! Ich glaube, die fahre ich auch mal besuchen 🙂
Kaddy
Kann ich nur empfehlen, die machen echt gute Laune 🙂