Dienstag, 5. Juli 2016 Houstrup – Blåvand – Esbjerg – Hillerup
Der sonnige Tag gestern hat meinen Optimismus gestärkt.
Wir wachen im strömenden Regen auf, frühstücken in bewährter Manier gemütlich im Bett und machen uns recht bald auf den Weg. Wird schon irgendwann wieder aufhören.
Im Regen nach Blåvand
Wir fahren also im Regen in Richtung Blåvand. Was nun wirklich ein optmistisch gewähltes Ziel für einen Regen-Tag ist. Um uns herum struppige Heidelandschaft. Das Navi verarscht uns und wir fahren eine gefühlte Ewigkeit durch einsame Heidegebiete. Das ist aber eigentlich gar nicht so schlimm, denn die Landschaft ist wirklich interessant anzusehen und im Bulli bleiben wir trocken.
Wir fahren also im Regen durch Wald und Heide und staunen über die vielen Hinweis- und Warnschilder, die es hier an jeder Ecke und an jedem Trampelpfad gibt. Die Straße führt durch den Truppenübungsplatz Oksbøllejren. Hinweisschilder, die vor kreuzenden Panzern warnen und vor Schüssen und Sprengungen hinterlassen bei mir ein merkwürdiges Gefühl. Während unserer Fahrt durch die Kallesmærsk Hede ist es allerdings herrlich ruhig – während der Hauptsaison wird aus Rücksicht auf den Tourismus auf Manöver verzichtet. Auch sonst muss man sich nicht überraschen lassen – die Zeiten von Schießübungen werden lange im Voraus veröffentlicht.
Blåvand im Regen
In angekommen suchen wir erstmal einen Parkplatz für Dröppel im Ort. Im strömenden Regen bummeln wir die Straße entlang. Auf einem Platz stehen die traurigen Überreste eines Trödelmarktes, selbst die Hartgesottensten bauen jetzt ab.
Dass ein Ort, in dem 200 Menschen dauerhaft zwischen über 2000 Ferienhäusern leben, eher wegen der Umgebung interessant ist, überrascht nicht wirklich. Die zahlreichen Geschäfte sind mit Outdoor- und Badekleidung, Souvenirs und Deko-Krempel, Sandförmchen und Keschern ganz auf die Urlauber eingestellt. Mangels alternativer trockener Orte schauen wir uns all das an.
Was mich aufmuntert: der Brændebussen, ein zum Brennholzlager umgebauter T4 an einer Tankstelle. Feuerholz für Kaminöfen läuft heute wahrscheinlich für einen Tag im Juli ganz gut. Ich hätte jetzt auch gerne ein prasselndes Feuerchen im Kamin… Oder zumindest ein gemütliches trockenes Plätzchen.
Wir verbringen viel Zeit mit dem Einkauf von Süßwaren in einem Supermarkt. Schokolade hilft.
Blåvandshuk Fyr – ganz im Westen
Tut sie wirklich! Es hört nämlich kurzzeitig auf zu regnen. Wir nutzen die Gelegenheit, zum Leuchtturm Blåvandshuk Fyr auf dem westlichsten Zipfelchen Jütlands zu fahren.
Obwohl ein weißer Leuchturm vor grauem Himmel einen eher deprimierenden Anblick bietet, fasziniert mich auch dieser Leuchtturm. Ein Kiesweg volle Pfützen führt hinauf zum Leuchtturm. In der ehemaligen Leuchtturmwärterwohnung befindet sich eine Touristeninfo und eine kleine Ausstellung, von Februar bis November täglich geöffnet. Nur heute aus unerfindlichen Gründen nicht. Also betrachten wir auch diesen Leuchtturm nur von außen. Von der Aussichtsplattform oben soll man einen atemberaubenden Blick über Strand, Meer und Heide haben. Tja.
Uns bleibt nur der Ausblick vom Fuß des Leuchtturmes – immerhin.
Blåvand bedeutet “blaues Wasser” – das wirkt bei blauem Himmel sicher besser. Heute wäre Gråvand passender.
Die Landschaft macht schon Lust auf einen ausgiebigen Spaziergang – das Wetter allerdings weniger.
Maultiere und andere Bunker
Auch einige der Bunkeranlagen des Atlantikwalls am Strand von Blåvand kann man von hier aus sehen. Genau genommen kann man die Spuren der deutschen Besatzung hier kaum übersehen. Einige der Bunker stehen als Maultiere verkleidet am Strand, andere werden heute zum Klettern genutzt.
Ich hätte noch einige Ideen gehabt, was wir hier hätten tun können. Aber wir gehen weder zu den Maultieren, noch fahren wir weiter, um die Halbinsel Skallingen zu erkunden, ein Naturschutzgebiet mit langen einsamen Sandstränden, dass erst 2012 von den letzten deutschen Mienen befreit wurde. Soll sehr schön sein.
Als der Regen wieder stärker wird, eilen wir zum Bulli und entscheiden, dass das Wetter eher für einen Stadtbummel in Esbjerg geeignet ist.
Schläfrig im Bulli
Dröppel rollt also erneut durch weitläufige die Heidelandschaft bei Blåvand im Regen. Das ist irgendwie schön. Gemütlich.
Es soll Mitreisende geben, die behaupten, ich sei unterwegs eingeschlafen. Ich weise das von mir, höchstens haben mich der gemütliche Beifahrerinnensitz, die angenehme Wärme von Dröppels Heizung und das gleichmäßige Tuckern des Bulli-Motors etwas schläfrig werden lassen.
Als wir in Esbjerg einen Parkplatz gefunden haben, kochen wir mir erstmal einen ordentlichen Kaffee.
Esbjerg: Backstein und Bänke
In Esbjerg gehen wir in aller Ruhe Mitbringsel shoppen. Als der Regen wieder etwas nachlässt haben wir dann auch Augen für die fünftgrößte Stadt Dänemarks (Klingt nach Großstadt, aber dafür reichen schon die 72000 Menschen, die hier leben). Alte Backsteinhäuser und moderne Fassaden.
Mir fällt nicht zum ersten Mal auf, dass in vielen Innenstädten besonders interessante Stadtmöbel zu finden sind. Die Bänke sind einfach hübsch und bieten jede Menge Sitzplätze.
Mennesket ved Havet
Auf unserem weiteren Weg fahren wir noch am Sædd
inge Strand vorbei, wo die Skulptur Mennesket ved Havet (Der Mensch am Meer) Reisende auf See grüßt. Die neun Meter hohen Figuren wurden zum 100. Geburtstag der Kommune Esbjerg 1994 gebaut.
Bei gutem Wetter heben sie sich leuchtend-hell vom blauen Himmel ab uns sind kilometerweit vom Wasser aus zu sehen.
Bei weniger gutem Wetter sind sie aber auch vor grauem Himmel recht eindrucksvoll.
Dröppel sieht davor winzig aus. Ich fühle mich winzig. Björn sieht davor winzig aus, und die vielen Kinder in bunten Regenjacken erst recht.
“Dieser Stellplatz ist unbemannt”
Für die Nacht haben wir uns einen Stellplatz in Hillerup bei Ribe ausgeguckt. “Ferienbauernhof” stand im Stellplatzführer. Als wir dort ankommen, sind wir etwas überrascht. Keine Menschenseele weit und breit. Das große Bauernhaus macht den Eindruck sich gerade mitten in der Renovierung zu befinden. Außer einem Schild am Straßenrand sieht hier auf den ersten Blick nicht viel danach aus, als wären wir richtig. Andere Wohnmobile sind auch nicht zu sehen.
Wir entdecken dann aber doch noch einen Zettel mit Informationen, auf dem es unter anderem heißt “Dieser Stellplatz ist unbemannt” – ach so, na dann…
Wir suchen uns ein Plätzchen auf der dafür vorgesehenen Fläche aus, etwas versteckt hinter ein paar Bäumen und Büschen, so dass wir von der Straße aus nicht sichtbar sind.
Parken kann ich
Ich parke gekonnt rückwärts an der gewünschten Stelle ein. Warum das so erwähnenswert ist? Nun ja, Dröppels Versicherung verlangt, dass alle, die ihn fahren seit mindestens 4 Jahren einen Führerschein haben. Diese Bedingung erfülle ich leider noch nicht. Deshalb sitze ich im Bulli normalerweise rechts. Aber hier kann ich gefahrlos das Rangieren ohne Servolenkung üben. Klappt ziemlich gut. Ein bißchen stolz bin ich schon…
Einsam im Regen
Da stehen wir nun also und es regnet weiter.
Den frühen Abend verbringen wir mit Lesen – wir sind noch immer nicht mit “Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand” durch, denn das Buch ist für Abende im Bulli reserviert.
Auch beim späteren Spaziergang – während es kurz aufhört zu regnen – begegnen wir nur einem einzigen vorbeifahrenden Auto.
Fast ein bißchen unheimlich.
Das Prasseln des Regens auf dem Dach begleitet uns weiter beim Abendessen und bis in den Schlaf.
Übernachtung
Stellplatz Ferienbauernhof Christensen, 100DKK, inklusive Strom, WC, Dusche, Wasser. Sehr ruhig. Gartenmöbel, Grillplatz, Spielgeräte.
Michaela Vogel
Ich wüsste gerne wo der Ferienbauernhof Christinnen genau ist, gibt es da eine Adresse? Gruß Michaela
Kaddy
Hallo Michaela,
Die Adresse ist Sønderskiftevej 9 in Ribe.
15 Tage unterwegs mit Dröppel - unsere Bulli-Reise nach Dänemark in Zahlen - unterwegs mit dröppel
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