Ganze 50 PS sorgen in Dröppels Motorraum für unser Vorankommen. In Worten: fünfzig. Das ist nicht besonders viel, wenn man damit zweieinhalb Tonnen bewegen will.
Um es positiv zu formulieren: mit dem Bulli geht es gemütlich voran. Nur keine Eile. Mit wahnsinnigen 110 Stundenkilometern über die Autobahn brettern? Klar, kannste machen, aber Spaß macht das dann nicht. Weder dem Fahrer, noch dem Bulli. 90 ist eine angenehme Reisegeschwindigkeit.
Wir haben Dröppel ja nun nicht gekauft, um möglichst schnell ans Ziel zu kommen, sondern um unterwegs zu sein. Unterwegssein kann man mit ihm ganz prima.
Auch bevor wir uns entschieden haben, einen Bulli zu kaufen, waren wir auf Reisen gerne ohne Eile unterwegs. Anfangs, weil wir einfach gerne Kaffeepausen eingelegt haben. Dann zunehmend bewusster. Und an einem wunderschönen Sommerabend gab es dann sogar eine Art Schlüsselerlebnis:
Am letzten Tag unseres Nordseeurlaubs war es heiß, so heiß wie es an der Nordseeküste nur an wenigen Tagen im Jahr wird. Selbst am Strand wehte kaum ein kühlendes Windchen und es war einfach zu heiß, um mehr zu tun, als sich gründlich zu sonnencremen und zwischen faulenzen am Strand und abkühlendem Planschen im Meer zu wechseln. Die Gezeiten waren uns gnädig, so dass wir den ganzen Nachmittag das Meer auch tatsächlich ohne Wattwanderung erreichen konnten. Natürlich waren wir an diesem Tag nicht die einzigen, die es ans Wasser zog. Die Abreise hatten wir auf den Abend verschoben, wenn es etwas kühler sein würde. Entspannt, wie wir nach diesem Tag waren, hatten wir es dann so gar nicht eilig, nachhause zu kommen. Auf der Autobahn starteten wir ein kleines Experiment. Es waren kaum andere Fahrzeuge unterwegs. 90 Stundenkilometer selbstauferlegte Höchstgeschwindigkeit für uns. Obwohl der Passat locker das doppelte schafft. Ich zählte die uns überholenden Fahrzeuge. Alle 50 Überholungen fuhren wir bei der nächsten Gelegenheit ab und suchten uns ein Pausenplätzchen. Es verschlug uns unter anderem nach Großenkneten. Das war zwar wenig spektakulär, aber immerhin konnten wir über den merkwürdigen Ortsnamen schmunzeln. Wir kamen spät, aber ziemlich entspannt zuhause an.
Die Entscheidung über das Tempo nimmt uns Dröppel mittlerweile ab, Pausen machen wir, wenn wir Lust haben. Aber geblieben ist die Gelassenheit.
Man lernt schnell: Es bringt nichts, sich zu stressen. Es bringt nichts, sich zu grämen, wenn man mal von einem LKW überholt wird. Es bringt nichts, sich über Drängler zu ärgern.
Aber es bringt was, einfach gelassen zu bleiben. Die Reise ganz entspannt zu genießen. Links und rechts das Weges huschen nicht mehr einfach irgendwelche Landschaften vorbei, da sind Felder, Wiesen, Wälder, Städte, Dörfer, Menschen, Tiere. Durch die hohe Sitzposition im Bulli kann man das alles wunderbar betrachten. Nur von hinter dem Lenkrad bitte nicht zu intensiv.
Und manchmal ist es sogar ganz nett, überholt zu werden – wenn man dabei noch gegrüßt wird.
Sigrid Braun
Ein Beitrag zum schmunzeln!
claudia
Reisen und Rasen – liegt alles im Auge des Betrachters 😉
Wir sind eher mit 80 km/h unterwegs. OK, bei manchen Steigungen auch nur mit 40…..
Lasst Euch nicht ärgern.
Liebe Grüsse,
Claudia
Kaddy
Ach, die Steigungen. Das ist noch mal ein Thema für sich… 😉
Kai
Noch viel entscheidender finde ich das Vermeiden von Autobahnen. Autobahnen sind in die Landschaft gefräste, unendliche Landebahnen. Von der eigentlichen Landschaft bekommt man wenig mit. Ich fahre, wenn die Zeit es zulässt, Landstraße. zB von Berlin an die Ostsee habe ich schon so ziemlich alle in Frage kommenden Varianten abgefahren. Das ist richtiges Reisen. Biete 47 PS auf 1,2 to 🙂 Höchstgeschwindigkeit 105 km/h, Reisegeschwindigkeit 90, auf langen Autobahnstücken (wenn’s doch mal sein muß) 100 km/h.
Kaddy
Grundsätzlich hast du damit auf jeden Fall recht. Wie erwähnt, am schönsten ist es, wenn man die Landschaft auch sieht. Allerdings: wenn man im Ruhrgebiet lebt, ist das mit den Autobahnen so eine Sache… man kommt manchmal nur schwer drumrum.
Aber mit 90 als Reisegeschwindigkeit betrifft das Überholtwerden ja nicht nur Autobahnen. Du kennst das, du bist ja mit ähnlichem Tempo unterwegs 😉
criticalpixie
Ich dachte die rosa Jacke (?) mit dem S wäre ein rosa Plüschdrache 😀
Kaddy
Jetzt musste ich erstmal nachgucken, was du meinst – und hab den “rosa Plüschdrachen” auch gleich gefunden 😀 Eigentlich ist es ein Stoffbeutel. Schönes Suchbild: unaufgeräumter Bulli 😉
traeumerleswelt
Wir sind auch immer entspannt unterwegs, meiden Autobahnen und Mautstrecken und entdecken so wunderschöne Landschaften ! 🙂
hannah - fahrtrichtung eden
Ein schöner Beitrag, und eine sehr schöne Idee mit den Päuschen nach 50 Überholern 😀 Ich zähle immer nur die LKWs, die ziemlich flott an uns vorbeirauschen, aber das sind auch schon so einige 🙂
Aber das macht alles nichts, denn man wird dabei ja wirklich oft nett gegrüßt (mindestens von den anderen Bullis mit ähnlicher Reisegeschwindigkeit) 😀
Liebe Grüße!
Dennis
Moin,
dem Posted kann ich nur beipflichten. Wir sind auch nur mit 50PS unterwegs. Es ist wirklich ein sehr entspanntes fahren und man kann auch viel weitere Strecken ohne Stress zurück legen. Als Alltagsauto fahren wir einen Octavia mit 160PS. Damit verleitet man immer auf der Autobahn links zu fahren. Macht ab und an mal Spaß, aber man ist deutlich viel gestresster unterwegs.
Landstraßen fahren wir auch lieber mit unserem Bulli, als Autobahnen, aber meinchmal geht es nicht anders, da die Zeit dann einfach fehlt. Wie z.B. von HH nach Split. Da fahren wir ab Slowenien erst Landstraße. Sonst verbringt man zu viele Urlaubstage noch in Deutschland sowie Österreich.
Unsere Reisegeschwindigkeit liegt auch bei 80-90km/h. Wenn aber die Berge wieder da sind geht dann nur 30-40km/h oder sogar meinchmal auch nur 10km/h. Da kann man dann schon neben her laufen. 😀
Grüße
Mario
Wieder mal ein toller Beitrag von dir, liebe Kaddy. Und es ist doch so wahr: der Weg ist das Ziel! 🙂 Zwar habe ich die “starken” 70 PS im Heck, aber viel mehr als 90 bzw. 95 km/h will ich dem Bulli dann doch lieber nicht zumuten. Der Liebe zum Material wegen. Sicherlich könnte er noch 10 Meilen in der Stunde mehr – aber wofür?! Wenn man so ein Fahrzeug fährt, dann doch genau deswegen: um es zu fahren. Und ob man dann am Ende des Tages eine Stunde länger unterwegs war, als es das Material (kurzfristig) erlauben würde. Geschenkt!
Viele Grüße!
Mario
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