Dienstag, 6. Juli: Hillerup – Ribe – Varnæs
Vorsichtiger Optimismus kommt beim Frühstück auf, denn immerhin kann es draußen stattfinden. Heute sind wir auf alles vorbereitet.
Wir verlassen den einsamen Campingplatz in Richtung Ribe.
Ribe – älteste Stadt Dänemarks
Ribe ist die älteste Stadt Dänemarks und begrüßt uns mit Sonne, Wattewölkchen und kräftigem Wind.
Wir schlendern durch die wunderschöne Altstadt, bewundern die zahlreichen Häuser aus den letzten Jahrhunderten. Von mittelalterlichem Fachwerk über roten Backstein aller Altersklassen bis hin zum romanischen Dom mit gotischer Erweiterung ist alles dabei.
Schmale Kopfsteingepflasterte Gassen rechts und links, die Häuser mit Blättern und bunten Blüten bewachsen und überrankt.
Das alles schafft eine wunderschöne Atmosphäre, durch die wir entspannt bummeln, uns einfach treiben lassen und die wir einfach genießen. So Schön.
Trödelmarkt in der Altstadt
Durch den Loppemarked, der am alten Hafen und in einigen Innenhöfen stattfindet, herrscht geschäftiges Treiben in dieser tollen Kulisse. Ich bin ohnehin ein Trödelmarkt-Fan und das hier ist einer der schönsten, die ich bisher gesehen habe. Altes Geschirr, Schmuck, Deko-Artikel, Bücher, Selbstgemachtes und allerlei Trödel auf Kopfsteinpflaster und zwischen rotem Backstein.
Die Dänin, die mich für eine Norwegerin hielt, als ich Schwedisch sprach
Ich bewundere ein paar weiche Ledertäschchen auf einem der Tische. Alle selbstgenäht aus Kalbsleder, erklärt mir die Verkäuferin nicht ohne Stolz. “Så vackert!” antworte ich ihr spontan auf Schwedisch. Wie schön! “Kommer du fra Norge?” fragt mich die Frau. Ich muss lachen. Und antworte in dänisch-deutsch-schwedischem Kauderwelsch “Nej. Aus Deutschland. Men jag pratar svenska.” Das bringt auch sie zum Lachen. Wir plaudern noch kurz, ich mache ihr Komplimente für ihre wirklich hübschen Taschen.
Natürlich verlassen wir einen so hübschen Trödelmarkt nicht ohne Beute. Eine kleinen rote Tasche und 5 Servietenringe sind jetzt unser. Die Verhandlungen habe ich dann lieber auf Englisch geführt und ganze 12 Kronen dafür bezahlt.
Der Dom zu Ribe
Ribe ist nicht nur die älteste Stadt Dänemarks und hatte bis in die Neuzeit hinein den wichtigsten Hafen des Landes – auch die älteste Domkirche des Landes findet sich hier. Die Erweiterungen und Umgestaltungen der letzten Jahrhunderte haben eine Mischung verschiedener Stile hinterlassen.
Umgeben von einem weitläufigen Kirchplatz, umringt von Backstein und Fachwerk steht die einzige fünfschiffige Kirche Dänemarks mit dem Wahrzeichen der Statdt, dem Bürgerturm. Nachdem 1283 einer der beiden Kirchtürme eingestürzt war, wurde der Bürgerturm als Wach- und Sturmglockenturm erbaut – kein Kirch- sondern ein Stadtturm. Von oben überblickt man die ganze Stadt, aber mich reizt es einfach nicht, Türme zu besteigen.
Den Dom schauen wir uns natürlich auch von innen an. Obwohl ich persönlich wenig Interesse habe an dem, wozu Kirchen erbaut wurden, faszinieren sie mich als Gebäude doch immer wieder. Der Raum, die Atmosphäre, die aufwändige Gestaltung.
Noch ein kurzer Einkaufsstopp im Supermarkt. Snacks für den folgenden Tagesordnungspunkt. Und ein Mittagessen an der Imbiss-Theke im Eingangsbereich. Das Tagesangebot ist sich unsicher, ob es ein Burger oder ein Frikadellenrötchen ist, oder vielleicht die Hausmannskost-Variante eines Burgers. Mit Rotkohl. Wie auch immer, es schmeckt.
Auf zu den Wikingern!
In der ältesten Stadt Dänemarks spielen natürlich auch die Wikinger eine große Rolle.
Die Schlecht-Wetter-Option wäre das Museet Ribes Vikinger gewesen, da das Wetter sich aber von seiner besseren Seite zeigt, entscheiden wir uns für die Freiluft-Version: Ribe Vikinge Center. Ja, Tatsache, in Ribe gibt es gleich zwei Wikinger-Museen.
Vor dem Eingang begrüßen uns Urd, Verdandi und Skuld – die drei Nornen. Schicksalsgöttinnen, die den Faden des Schicksals spinnen.
Für 100 Kronen pro Person dürfen wir also bei strahlendem Sonnenschein durch die Welt der Wikinger schlendern. Auch in diesem Freilichtmuseum wieder: alles belebt. Da wird gekocht, genäht, gebastelt, geerntet, geschmiedet, geschnitzt und auch gekämpft.
In die hölzernen Langhäuser fällt nur wenig Sonnenlicht. Das Holzfeuer spendet zwar ein bißchen Licht, der Qualm, den es erzeugt, sorgt aber wieder für schlechte Sicht. Man muss also nah ran gehen, wenn man etwas sehen will.
Kühe, Schweine, Islandpferde
Wir schlendern vorbei an ziemlich anspannten Kühen, planschenden Gänsen, geschnitzten und echten Schweinen… natürlich werden hier alte Haustierrassen gehalten, die den Tieren der Wikinger ähnlich sind.
Das gilt natürlich auch für die Pferde. Auf einer Wiese stehen die kleinen, robusten Islandpferde. Quasi ein Glücksfall für das Museum. Vor mehr als tausend Jahren brachten die Wikinger ihre Pferde mit auf die Insel, und die Nachkommen leben noch heute dort. Seit 1908 ist es gesetzlich verboten, Pferde nach Island einzuführen, und auch zuvor sollen nur vereinzelte Pferde eingeführt worden sein. Auch Pferde, die Island einmal verlassen haben, dürfen nicht mehr zurückkehren. So klein und niedlich sie auch aussehen – Islandpferde sind kräftig, sie können problemlos einen ausgewachsenen Mann tragen.
Raunbvögel im Regen
Wir schlendern zum Stadtfeld, wo sich bereits eine Menge Menschen eingefunden habe, die die Falknershow sehen wollen, darunter viele Kinder in T-Shirts und viele Erwachsene mit Kinder-Outdoor-Jacken über dem Arm. Der Vogel fliegt von Wikinger-Arm zu Kinder-Arm und zurück. Wieder und wieder.
Ein plötzlicher kräftiger Regeschauer lässt die Zuschauerzahl spontan zusammenschrumpfen.
Wir schauen uns weiter um, sehen den Freizeit-Wikingern dabei zu, wie sie ihren mittelalterlichen Alltag leben.
Wo sind die Helme mit den Hörnern?
Wikinger kochen, ernten, striegeln, schnitzen, schmieden und nähen also – aber sollten sie nicht viel mehr kämpfen?
Ja, natürlich. Auch, aber eben nicht nur.
Helme, Kettenhemden, Speere, Schwerter, Pfeil und Bogen – alles da.
Aber warum fehlen die bekannten Helme mit den Hörnern? Tja… die gibt es gar nicht. Gab es wahrscheinlich auch nie. Wäre auch verdammt unpraktisch im Kampf, wenn man es sich mal genau überlegt.
Und meistens machen die Wikinger hier einen ziemlich friedlichen Eindruck…
Bauernhof-Camping Nummer 3
Zurück zu Dröppel. Ab in den Bulli und wieder einmal quer rüber, in Richtung Ostsee. Wir haben einen Plan.
Bei strahlendem Sonnenschein fahren wir also von Küste zu Küste – von Ribe nach Varnæs wo wir unsere letzte Nacht in Dänemark verbringen wollen.
Zwischendurch ein Einkaufsstopp – wir brauchen noch möglichst viele verschiedene Biere als Mitbringsel für Freunde. Eine der gekauften Flaschen macht sich leider bei der Weiterfahrt selbstständig und kuller bei der nächsten kurzen Pause schwungvoll aus der Schiebetür – platsch, ergießen sich 25 Kronen auf den Parkplatz. Es war natürlich die teuerste Flasche. Nachdem wir die Scherben notdürftig entfernt haben geht es weiter.
Die Camping-Katze
In Varnæs erwartet uns nicht nur eine sehr schöne Camping-Wiese auf einem Bauernhof, sondern auch eine kleine schwarze Katze, die uns bis zu unserer Abreise kaum von der Seite weichen wird.
Sie bekommt ausgiebige Streiheleinheiten und kommt immer wieder zum Bulli zurück – wartet aber brav vor der Tür auf uns. Es wäre nicht der erste Katzenbesuch im Bulli gewesen aber hier handelt es sich ganz eindeutig um eine Draußen-Katze.
Spaziergang durch die Felder
Wir machen einen ausgiebigen Spaziergang durch die Felder die sich direkt hinter der Wiese anschließen. Das heißt zuerst einmal kehren wir nach wenigen Metern um um die Kamera zu holen. Die Getreidefelder in der Abendsonne sind einfach zu schön. Bis zum Horizont erstrecken sich goldene Ähren, die im warmen Abendlicht und sanftem Wind samtig weich aussehen.
Entspannt spazieren wir über Feldwege, fasziniert von der Pracht der Felder und Schaupiel von Licht und Schatten, das die tiefstehende Sonne und der sanfte Wind uns hier vorführen.
Nach einem gemütlichen Abendessen unter freiem Himmel und einer ausgiebigen Dusche müssen wir dringend noch einen kleinen Spaziergang machen und uns den Sonnenuntergang über den Feldern ansehen. Alle anderen sind schon lange in ihren Wohnmobilen verschwunden. Sie verpassen was.
Übernachtung
Bauernhof Søjberg in Varnæs. 50 Kronen, Strom 25 Kronen. Schön und ruhig gelegen tolles Badezimmer im Haupthaus, Grillplatz und Beerensträucher zur Selbstbedienung.
15 Tage unterwegs mit Dröppel - unsere Bulli-Reise nach Dänemark in Zahlen - unterwegs mit dröppel
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