Während der Bulli in der Werkstatt stand, um wieder hübsch und rostfrei gemacht zu werden, haben wir uns dazu entschieden, auch den Innenausbau etwas zu überarbeiten und unter anderem die Betten mit neuen Bezügen und Polstern auszustatten.
Das Bett im Aufstelldach wird selten als solches genutzt. Nur gelegentlich macht mein liebster Mitreisender ein ungestörtes Mittagsschläfchen da oben, noch seltener kommt es vor, dass ich dort in Ruhe lese. Der Schaumstoff fühlte sich sehr labberig an und nachdem die Polster auf der feuchten Dänemark-Reise immer wieder klamm waren (Kondenswasser vom Dach), erschien es uns eine gute Idee, sie auch mal auszutauschen.
Auch die Bezüge haben schon bessere Zeiten gesehen. Schön waren sie wohl noch nie in ihrem graubeige-orangegelben Muster, und der Zahn der Zeit hat sie nicht schöner gemacht.
Vorbereitung: messen, recherchieren, planen
Bevor Dröppel also in die Werkstatt kam, haben wir die Matratzenteile ausgebaut und vermessen. Uns in Sachen Schaumstoff schlau gemacht. Überlegt, wie man die Bezüge mit möglichst wenig Aufwand nähen kann – denn ich kann zwar eine Nähmaschine bedienen, aber am Besten klappt geradeaus nähen. Wir haben nach passendem Stoff gesucht. Und irgendwann stand dann der Plan.
Der Schaumstoff
Das obere Bett besteht aus drei Teilen, einem fast quadratischen Matratzenteil hinten und zwei gleichgroßen, schmalen Streifen, die davor ausgeklappt werden.
Unsere Vermessungen kamen zu folgendem Ergebnis:
Großes Teil: 118 x 120 x 4 cm
Kleine Teile: 30 x 120 x 4 cm
Was wir schnell herausfinden: Es gibt online zahllose Anbieter von Schaumstoff-Zuschnitten. Und zahllose Varianten von Schaumstoffen. Was brauchen wir? PUR? Kaltschaum? Stauchhärte? Raumgewicht? Was?
Da die Matratze unter dem Aufstelldach nur wenig genutzt wird, entscheiden wir uns schließlich für einen Kaltschaum mit den Werten 35/40 – empfohlen für Schlafmatratzen bis 80 kg.
Das Raumgewicht gibt an wieviel Kilogramm ein Kubikmeter Schaumstoff wiegt, verrät also, wie dicht das Material ist. 35 bedeutet also, dass ein Kubikmeter Schaumstoff 35 Kilo wiegt. Je höher der Wert, desto hochwertiger. Die Stauchhärte gibt an, bei welcher Belastung sich der Schaumstoff um 40% zusammendrücken lässt. 40 bedeutet also, dass der Schaumstoff bei einem Druck von 4,0 Kilopascal um 40% gestaucht ist. Schaumstoff mit diesen Werten wird für Schlafmatratzen bis 80 kg empfohlen – allerdings ist er dann normalerweise dicker als 4 cm. Da unsere Ansprüche für die Polster im Aufstelldach aber eher gering sind, soll das ausreichen.
Nach ausgiebigen Vergleichen diverser Online-Shops entscheiden wir uns, bei schaumstofflager.de zu bestellen. Schaumstoff für das Untere Bett haben wir natürlich auch gleich mitbestellt, aber dazu später mehr.
Für die drei Teile bezahlen wir insgesamt 36,47€.
Die Lieferung
Die angegebene Lieferzeit für den Schaumstoffzuschnitt von 10-15 Arbeitstagen (= 2-3 Wochen) konnte leider nicht eingehalten werden – die Lieferung kam am 21. Arbeitstag nach der Bestellung. Das war in unserem Fall nicht weiter schlimm, denn auch der Bulli verspätete sich ja.
Der Kundenservice hat mich allerdings nicht überzeugt. In den Bestellinformationen war nur zu erkennen, dass die Bestellung am Bestelltag und zwei Tage später nochmals bearbeitet wurde. Dann passierte ganz lange nichts. Auf ihrer Internetseite macht die Firma ziemlich deutlich, dass Anrufe nicht so erwünscht sind. Ich frage also per Mail an, als die angegebene Lieferzeit um einige Tage überschritten war. Die Antwort kommt innerhalb von 24 Stunden und teilt mir mit, man rechne damit, dass die Bestellung “im Laufe der Woche” in den Versand geht. Besonders präzise ist das nicht, aber okay. Kurioserweise klingelt es etwa 30 Minuten später an der Tür und der Schaumstoff wird geliefert. Ich gehe mal davon aus, dass es sich nicht um eine spontane Express-Lieferung handelte, sondern der Versand längst erfolgt war. Naja, halb so wild, Ware ist ja angekommen.
Und als die Pakete dann endlich kamen, versperrten sie den kompletten Hausflur, in dem sie abzustellen ich den Paketboten gebeten hatte. Beim späteren Transport in die Garage schienen Passanten recht beeindruckt von den riesigen Kartons. In der Garage standen sie dann und verstellten den Platz für den Passat, solange wir darauf warteten, dass der Bulli aus der Werkstatt kommt. Aber wo hätten wir sonst mit den beiden riesigen, aber federleichten Kartons hingesollt?
Der Stoff
Ich habe mich dafür entschieden, mir das Leben leicht zu machen und ein bisschen zu tricksen.
Mein Trick: Bettwäsch.
Ein handelsüblicher Bettdecken-Bezug ist nur etwas breiter als für die Polster benötigt, nämlich 140 cm. Das ermöglich es, mit nur zwei Nähten einen Bezug für die Polster daraus zu nähen.
Wir haben einige Zeit gesucht, bis wir die passende Bettwäsche gefunden haben: Baumwolle, nicht zu dünn, farblich passend, nicht zu viel weiß, nicht zu teuer. Zudem musste sie zweimal vorhanden sein, was sich als überraschend große Herausforderung herausstellte. Wir sind letztlich bei einem Möbel-Discounter fündig geworden, bei dem ich niemals Möbel kaufen würde und den ich nur aus Verzweiflung auf der Suche nach geeigneter Bettwäsche aufgesucht habe.
Kosten für die Bettwäsche: 19,98€
Bezüge nähen aus Bettwäsche
Wenn man aus der Bettwäsche ein Stück in der passenden Größe ausschneidet, ist es schon halbfertig, nur die beiden offenen Seiten müssen dann noch vernäht werden und das ist wirklich einfach.
Na gut, eine Kleinigkeit gibt es da noch zu beachten – für die Befestigung, muss noch jeweils ein schmaler Stoffstreifen an der langen Seite der schmalen Teile vorhanden sein. An einer Seite musste er anschließend festgenäht werden, an der anderen konnte ich ihn gleich beim zusammennähen überstehen lassen, und zwar so:
Auch das ist machbar.
Zwei der Bezüge haben jetzt sogar einen Reißverschluss – den habe ich einfach dringelassen.
Warum Bettwäsche?
Die Idee mit der Bettwäsche kam mir, weil sie gleich mehrere Vorteile bietet:
- günstig: für 20€ habe ich 8 Meter Stoff in 140 cm Breite bekommen, das macht gerade mal 2,50€ pro Meter.
- einfach: ich konnte die bereits vorhandenen Nähte nutzen und musste so weniger nähen und hatte schöne gerade Kanten zu Orientierung.
- Reißverschlüße: zwei der Bezüge haben jetzt einen Reißverschluss, sind also abnehmbar. Beim dritten hätte ich natürlich selbst einen einnähen können.
- kleines Extra: zwei passende Kissenbezüge gab es quasi kostenlos dazu.
Der Polster-Einbau
Gerade wollte ich zur letzten Naht am letzten Bezug ansetzen, als mein Handy vibrierend auf sich aufmerksam machte. Glück gehabt – wenn die Nähmaschine erstmal rattert, bekommt man vom Handyvibrieren nichts mehr mit. Björn verkündete mir fernmündlich: “Werkstatt hat angerufen – ich fahr gleich den Bulli abholen.”. Na endlich.
Zuhause erwarteten den Bulli dann die frisch fertig gewordenen neuen Polster für das Aufstelldach. Sie einzubauen war dann einer der ersten Schritte.
Der Einbau der frisch bezogenen neuen Polster ist dann ein Klacks. reinlegen, zurechtrücken, Schrauben wieder anziehen – et voilà:
Die neuen Bezüge sitzen nicht perfekt, aber sie sind sauber, frisch und vor allem nicht graubeige-orangegelb gemustert.
ralphmkk61
Ich bin dann schon auf den ersten Bericht von der Liegequalität gespannt!
Kaddy
Die 14-jährige Nichte fand es schonmal gemütlich, wir werden das aber natürlich auch noch selbst probieren, wenn alles fertig ist. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen 😉
meinefreiheitblog
Das mit der Bettwäsche ist eine super Idee!