Gut acht Monate ist es jetzt schon her, dass wir in Göteborg waren. Und dass wir die Autobahnen in Göteborg befahren haben.
Warum das so spanennd ist? Wegen der trängselskatten. Was wörtlich übersetzt Stausteuer heißt, vom transportstyrelsen aber mit Staugebühr übersetzt wird, oder von vielen einfach umgangssprachlich mit Maut. Das transportstyrelsen widerum ist übrigens die Behörde, die in Schweden für so ziemlich alles, was mit Verkehr zu tun hat, zuständig ist.
Die mussten bis 2014 nur in Schweden zugelassene Fahrzeuge zahlen, wenn sie besagte Autobahnen nutzten. Seit 2015 gilt das auch für alle anderen PKW, LKW und Busse bis 14 Tonnen. Je nach Uhrzeit liegt der Betrag aktuell pro Durchfahrt zwischen 9 und 22 Kronen, pro Tag und Fahrzeug zahlt man maximal 60 Kronen.
Das transportstyrelsen appelliert geschickt ans Gewissen, wenn es erklärt, warum man diese Maut zahlen soll:
Staugebühren werden mit der Begründung erhoben, dass diejenigen, die zu Staus und Umweltbelastungen beitragen, für die damit einhergehenden gesellschaftlichen Kosten aufkommen sollen.
Da bekommt man doch glatt das Bedürfnis, sofort seinen Teil beitragen zu wollen. Insbsondere wenn man gerade in bester entspannter Schwedenreise-Stimmung ist.
Also, wo kann ich bezahlen?
Gemach, gemach – klassische Mautstationen würden Staus ja nicht verhindern, sondern erst Recht zu Warteschlangen führen. Jedes mal, wenn Dröppel eine Kontrollstation passierte, passierte also Folgendes: eine Kamera macht einen hübschen Schnappschuss vom Nummernschild und schickt ihn ans transportstyrelsen, wo das Fahrzeug identfiziert wird. Schwedische Fahrzeuge bekommen dann Post vom transportstyrelsen; bei nicht-schwedischen Fahrzeugen kümmert sich darum ein “Partnerunternehmen”.
Bis die Post kommt, muss man sich üblicherweise etwas gedulden, in Monat 1 (Juni) wird die Durchfahrt erfasst, in Monat 2 (Juli) die Rechnung erstellt und am Ende des Monats versandt, bis Ende von Monat 3 (August) muss gezahlt werden. Juni, Juli und August sind nun lange vorbei.
Jetzt könnte man auf die Idee kommen, dass dem transportstyrelsen aufgefallen sein könnte, dass es sich bei genauerem Nachrechnen vielleicht nicht so richtig lohnt, Kleckerbeträge einzutreiben. Alleine das Porto von Schweden nach Deutschland kostet 14 SEK (ca. 1,50€), dazu kommen die Kosten für die Halterabfrage beim Kraftfahrtbundesamt und auch das “Partnerunternehmen” übernimmt die Arbeit wahrscheinlich nicht aus reiner Nächstenliebe.
Ich habe jetzt wirklich ziemlich lange recherchiert, was das transportstyrelsen wohl für eine Halterabfrage beim KBA zahlt, bin aber noch zu keinem Ergebnis gekommen. Die GebOSt hilft hier nur bedingt. Das will ich genauer wissen!
Man ahnt es bereits: Kleckerbeträge werden tatsächlich eingefordert. Es haben durchaus Menschen einen Bescheid über 1,08€ erhalten. Den Betrag sollte man übrigens innerhalb der angebenen Frist begleichen, sonst wird’s ziemlich teuer…
Irgendwie nachvollziehbar, aus schwedischer Sicht ist es wohl einfach gerechter, wenn alle gleich behandelt werden. Auch wenn man dabei draufzahlt. Und damit den eigentlichen Zweck der Steuer ad absurdum führt.
Ich rechne übrigens nicht mehr damit, Post vom “Partnerunternehmen” zu erhalten. Ist vielleicht auch besser so. Vielleicht wäre es gerechter gewesen, wenn wir auch hätten zahlen müssen. Aber vielleicht haben wir auch alle mehr davon, wenn das transportstyrelsen das Geld lieber gleich in die Infrastruktur steckt, statt in ein Souvenir für mich.
criticalpixie
“blöde Frage”; steht da auch irgendwas darüber, was ist wenn man an einer Raststation länger Rast macht? Oder gibt es in Schweden keine? Eine halbe Stunde Rast könnte ja dazu führen, dass das “Leitsystem” meint man wäre im Stau gestanden … oder während einer Panne am Pannenstreifen gestanden sein …
unterwegsmitdroeppel
Das ist egal. Wichtig ist nur, zu welcher Uhrzeit und wie oft man die Stellen durchfährt.
unterwegsmitdroeppel
Und übrigens: Rastplätze gibt es schon, aber ich habe an der Autobahn keinen gesehen, an dem ich länger hätte bleiben wollen… 😉
Mario
Hallo Kathrin, toller Beitrag. Interessant zu sehen, wie unterschiedlich doch überall inzwischen “gemautet” wird. Überall? Achso, naja: in Deutschland nicht. Da bekommt man das irgendwie nicht mit dem europäischen Recht vereint. Und die Einheimischen sind zu stolz für so eine Abgabe…
Aber wirklich interessant ist auch die Verschiedenheit der Systeme: in Schweden fährt man also wie gelesen ohne Plakette und wird stattdessen fotografiert und danach abgerechnet. Fährt man in Österreich ohne Plakette wird man auch fotografiert. Dann wird aber so richtig abkassiert! 120 EUR sind dann fällig! Deswegen: auf jeden Fall immer vor Fahrtantritt informieren, was man beachten muss. Denn kostenfrei scheint man inzwischen fast nur noch in Deutschland zu fahren äh … rasen.
Gute Fahrt!
Mario