Huch – schon wieder Urlaub! Am Samstag geht es schon los – mit dem Bulli nach Schweden.
Wir haben uns aus verschiedenen Gründen dieses Jahr viel Zeit gelassen, unsere Sommerreise zu planen. Dann konnten wir uns lange nicht für ein Ziel entscheiden. Erst seit Dienstag steht endgültig fest: es geht mal wieder in mein Lieblingsland. Kann man das wirklich so sagen? Lieblingsland?
Wie auf früheren Reisen auch wollen wir uns mit grober Richtungsvorgabe treiben lassen. Das heißt aber nicht, dass wir uns gar nicht auf die Reise vorbereiten. Einiges gibt es trotzdem zu planen. Was passiert während unserer Abwesenheit zuhause? Was muss mit? Ist Dröppel reisefit? Und wohin und wo lang könnten wir überhaupt fahren? Was ist in Schweden generell zu beachten?
Mit dem Bulli nach Schweden – Roadtrip im Norden
Schweden. Elche, Seen und Wälder. Astrid Lindgren, Midsomar und IKEA. Kleine rote Holzhäuser.
Genug Klischees? Okay, ich hör ja schon auf damit.
Schweden – einfach lagom
Schweden ist ein sehr angenehmes Land für einen Roadtrip mit dem Bulli. Es gibt tatsächlich tausende Seen und viel Wald, aber einen Elch habe ich bisher nur im Zoo gesehen. Vor allem ist es aber so wunderbar entspannt.
Warum das so ist, versteht man vielleicht ein bisschen, wenn man das schwedische Wörtchen “lagom” kennt. Lagom ist so typisch schwedisch wie nur sonst noch was und Schweden ist einfach lagom. “Lagom” lässt sich nicht in einem Wort übersetzen, es bedeutet soviel wie “genau richtig” oder “nicht zuviel und nicht zu wenig”. Das sagt wohl viel über Schweden aus. Das Seewasser kann lagom warm sein, eine Wohnung lagom groß, die Menge an Essen lagom viel für die Zahl der Gäste, ich habe sogar einen Artikel in einer schwedischen Zeitung gefunden, in dem ein Forscher erklärt, wann man lagom betrunken ist.
Klingt mittelmäßig?
Quatsch!
Klingt genau richtig!
Ich freue mich auf die richtige Mischung aus Natur und süßen kleinen Städten, auf Seen und Wälder. Und auf Müsli mit Fil zum Frühstück.
Die Anreise: Fähre oder Brücke?
Grundsätzlich bieten sich von Deutschland aus zwei Möglichkeiten an, um mit dem eigenen Fahrzeug nach Schweden zu reisen. Über Dänemark und dann über die Öresundbrücke oder direkt von Deutschland mit der Fähre. Natürlich gibt es auch noch Fähren von Dänemark aus.
Alle möglichen Wege mit dem eigenen Fahrzeug nach Schweden habe ich hier ausführlich zusammengestellt.
Bei unserer letzten Schweden-Reise haben wir uns für die Fähre von Travemünde nach Malmö entschieden, das dass sehr stressig war, lag aber nicht an der Fähre. Auch für den Rückweg haben wir die Fähre von Malmö nach Travemünde genommen.
Auch dieses Mal reisen wir auf der gleichen Strecke mit der Fähre nach Schweden. Hin geht es über Nacht, zurück nachmittags von Malmö, so dass wir spätabends wieder in Travemünde ankommen. Bezahlt haben wir dafür rund 175€, dass ist sogar noch etwas weniger als vor zwei Jahren. Und das obwohl wir erst gut eine Woche vor der Abfahrt gebucht haben.
Was ist vor der Reise nach Schweden zu beachten?
Die Bulli-Technik
Gerade bei einem älteren Fahrzeug ist ein gründlicher Check vor dem Urlaub unerlässlich. Das schützt nicht sicher vor Pannen unterwegs, senkt aber zumindest die Wahrscheinlichkeit. Dröppel war Anfang der Woche noch mal in der Werkstatt. Da war er zwar erst für längere Zeit, aber es war Zeit für einen Ölwechsel und den Austausch einer Dichtung, sonst war alles gut. Trotzdem durfte die Werkstatt nochmal alles überprüfen. Sicher ist sicher.
Einreise und Geld
Grundsätzlich ist die Einreise nach Schweden unkompliziert, da das Land Mitglied der EU und des Schengenabkommens ist. Es gibt zur Zeit wieder vorübergehend Grenzkontrollen, aber auch die sind für EU-Bürgerinnen und -Bürger unproblematisch, denn zur Einreise genügt ein gültiger Personalausweis.
Schweden ist (noch) nicht Mitglied der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion, die Einführung des Euro in Schweden ist zwar Betsandteil des Beitrittsvertrages zur EU, wird aber noch verzögert, was man vielleicht unter den gegebenen Bedingungen der letzten Jahre nachvollziehen kann. Für uns heißt das: Geld wechseln. Allerdings werden in Schweden auch kleinste Beträge oft mit Karte gezahlt. An vielen Ticket- und Parkscheinautomaten und sogar in manchen Geschäften ist keine Barzahlung möglich. Die Kreditkarte ist also ein wichtiger Begleiter auf dieser Reise.
Für einen Euro bekommt man etwa 9,7 schwedische Kronen, oder andersrum: 10 SEK sind 1,03 € – das Einkaufen in Schweden ist also nur mit recht einfachem Kopfrechnen verbunden.
Was muss mit?
Wenn es mit dem Bulli nach Schweden geht, sieht die Packliste sicherlich etwas anders aus, als beim Ferienhausurlaub. Packlisten finden sich online zu genüge, ich muss nicht noch eine hinzufügen. Eine gute Grundlage bietet zum Beispiel die #VANweh-Packliste von Mario, wobei die Bedürfnisse in manchen Bereichen natürlich ganz individuell sind.
Im Bezug auf die Kleidung sollte man sich bei einer Reise mit dem Bulli nach Schweden recht breit aufstellen. Sonne, Wind und Regen sollten eingeplant sein. Vor zwei Jahren hatten wir zwar fast durchgehend Sonnenschein, aber das war auch ziemliches Glück.
Was auf Bulli-Reisen nie fehlen sollte ist Mückenschutz in ausreichender Menge. Kaum etwas kann einem einen schönen Sommerabend gründlicher versauen als hungrige Mückenschwärme. Ich spreche leider aus Erfahrung.
Schweden wird gerne mit hohen Preisen assoziiert, gerade auch bei Lebensmitteln. Sollte man sich also vor dem Grenzübertritt Vorräte anlegen? Jein. Insgesamt ist das Preisniveau zwar höher, aber es lohnt sich nicht, einen Nudelvorrat für zwei Wochen mitzunehmen. Was deutlich teurer ist, sind Erfrischungsgetränke aller Art – die sind aber leider besonders schwer und sperrig. Außerdem sind alle alkoholischen Getränke teurer. Im Supermarkt bekommt man nur Getränke bis 3,5% Alkoholgehalt – vor allem Leichtbier (lättöl) und Cider. Alles andere gibt es nur im Systembolaget – den staatlichen Alkoholverkaufsstellen – und zwar zu schwindelerregenden Preisen. Wir planen zwar keinen Sauftripp, aber ein paar Getränke nehmen wir schon mit. Für den Eigenbedarf ist das auch erlaubt.
Mit dem Bulli in Schweden
Autofahren in Schweden
Verkehrsregeln sollte man in Schweden dringend einhalten – sonst wird es schnell richtig teuer.
Auch kleinere Überschreitungen der Höchstgeschwindigkeit werden hart bestraft. Innerorts darf maximal 50 km/h, oft auch nur 40km/h gefahren werden, außerorts nach Beschilderung meist 70 km/h, auf ausgebauten Fernstraßen oft 90 km/h. Auf der Autobahn gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h. Relativ angenehm, wenn man mit dem Bulli und 50 PS unterwegs ist.
In Schweden gibt es viele Kreisverkehre, gerne auch mehrspurig. Auch in Schweden gilt: Blinken nur bei der Ausfahrt aus dem Kreisverkehr. Das heißt aber noch lange nicht, dass das auch alle so machen. Wir haben vor zwei Jahren die merkwürdigsten Versionen gesehen, von gar nicht blinken bis hin zu links blinken, während man im Kreisverkehr ist. Aber im Kreisverkehr ist Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme ja ohnehin immer erstes Gebot…
Auch beim Alkohol im Straßenverkehr sind die Schweden streng. Es gilt eine Grenze von 0,2 Promille. Auch hier sind Verstöße richtig teuer, es kann sogar Haftstrafen geben. Und das, wo Alkohol in Schweden eh schon so teuer ist…
Beim Parken empfiehlt es sich, die Beschilderung genau zu lesen. An vielen Straßen darf zu bestimmten Zeiten wegen der Straßenreinigung nicht geparkt werden. Und auch Falschparken ist en teures Vergnügen. An manchen Parkscheinautomaten kann nur mit Kreditkarte bezahlt werden,manche nehmen auch Kleingeld.
Tipp: Essen gehen in Schweden
Gastronomie kann in Schweden ganz schön teuer werden. Insbsondere die Getränke hauen richtig rein, ein Bier kostet schnell mal 6€.
Es gibt aber in vielen Restaurants Mittagsangebote (“dagens rätt”) zu günstigen Preisen. Meist gibt es ein paar Gerichte zur Auswahl. Dazu gibt es einen Salat, oft auch etwas Brot, Wasser oder auch einen Softdrink nach Wahl und natürlich einen Kaffee hinterher (oft påtår, also zum nachfüllen). Wir haben daher vor zwei Jahren oft mittags schön irgendwo gegessen und uns abends mit einer Kleinigkeit begnügt. Bezahlt haben wir zwischen 70 Kronen (einfaches indisches Restaurant) und 100 Kronen (Entrecote mit Salatbüfett auf der Avenyn in Göteborg) bezahlt. Entsprechend gut besucht sind viele Restaurants zur Mittagszeit.
Mit dem Bulli nach Schweden – aber wohin?
Wie bereits erwähnt legen wir uns nicht vorab auf eine Route fest, sondern höchstens auf eine grobe Richtung. In diesem Fall haben wir an das süd-östliche Eckchen Schwedens gedacht. Auch einzelne Ziele sind denkbar – bisher gibt es sie aber noch nicht. Trotzdem sammeln wir vorher natürlich Informationen und Inspirationen.
Dabei setze ich weniger auf klassische Reiseführer und Bucket Lists, sondern eher auf grundlegende Informationen, die ich mir selber zusammensuche und individuelle Reiseberichte.
Für allgemeine Informationen bietet es sich an, quasi ganz vorne anzufange, mit den Länderinformationen des Auswärtigen Amtes, die auch Reise- und Sicherheitshinweise beinhalten und einen guten ersten Überblick bieten, was gegebenenfalls zu beachten ist. Im Hinblick auf Einfuhrbestimmungen ist diese Seite des schwedischen Tullverket (auf englisch) sehr hilfreich.
Dann gibt es natürlich noch hilfreiche Informationen und Tipps auf den Seiten regionaler Tourismusverbände, zum Beispiel speziell für den Campingurlaub in Schweden bei VisitSweden. Besonders praktisch finde ich, dass man hier auch kostenloses Infomaterial in gedruckter Form bestellen kann.
Natürlich gibt es unendlich viele Schweden-Reiseberichte in den unendlichen Weiten des Internets, auch zahlreiche von Menschen, die mit dem Bulli nach Schweden gefahren sind. Einige davon haben mir richtig Lust auf Schweden gemacht:
- Philipp und Uli von bulli-auszeit.com waren mit Hund Chima im T3 unter anderem in Schweden unterwegs, Småland und Öland wären auch für unsere Reise denkbare Ziele.
- Kati von Cruising Campers Blog hat einen besonderen Campingplatz-Tipp in Schweden
- Kaddy unf Björn waren mit ihrem Bulli Dröppel an der schwedischen Westküste… ach Moment, das sind ja wir… also, wir beziehen natürlich auch unsere eigenen Erfahrungen mit ein.
Vill du fika? – die Sprache
Schweden hat mich schon immer fasziniert. Deshalb habe ich das große Sprachkursangebot meiner Uni genutzt und vier Semester lang Schwedisch gelernt. Das hat viel Spaß gemacht, Schwedisch klingt manchmal wirklich putzig für deutsche Ohren. Es gibt viele Gemeinsamkeiten – aber gerade das führt gerne mal zu Verwirrungen. “Vill du fika?” ist zum Beispiel eine ganz harmlose Einladung zum Kaffee. Wobei, etwas mehr ist es doch. Fika ist für die Schweden, was die Teetied für die Ostfriesen ist, nur lockerer. Ein soziales Ereignis. Man sitz zusammen, redet, trinkt Kaffee, macht Pause. Am liebsten mit Kaka. Guck selber nach, was das jetzt wieder ist – weiter unten findest du einen Link zu einem Online Wörterbuch.
Die gute Nachricht: Du musst vor einer Schweden-Reise wirklich keinen Schwedisch-Kurs machen. In Schweden kommt man sehr gut mit Englisch zurecht, wir haben auch einige Menschen getroffen, die ganz gut Deutsch sprechen.
Trotzdem ist es natürlich immer gut, ein paar Worte in der Landessprache zu kennen. Wenn du in ein Geschäft gehst und mit „Hej!“ grüßt und dich mit „Tack.“ bedankst, kommt das meistens gut an. In Schweden weiß man auch, dass Schwedisch keine Weltsprache ist.
Hilfreich ist es außerdem natürlich, für den Notfall zu wissen, was Arzt, Krankenhaus oder Polizei heißt, um Hilfe zu finden, wenn man sie doch mal brauchen sollte. Einfach mal vorher einen Blick ins Online-Wörterbuch werfen.
Los geht’s
Dröppel steht also bereit, es müssen eigentlich nur noch Sachen gepackt werden und es kann losgehen… Na gut, Björn muss noch bis Freitag arbeiten und ich nutze die ersten freien tage, um zuahuse noch etwas Ordnung zu schaffen und zu packen. Uns bleibt also noch etwas Zeit für die Vorfreude.
Du möchtest unsere Reise weiter verfolgen?
Arik Steen
Dann in jedem Fall viel Spaß. Ich bin im Winter mit meinen Wohnwagen samt Schlittenhunden bis an den nördlichen Polarkreis. Falls mal jemand im Winter fahren möchte, ich habe da immer auch gute Tipps. Schweden ist immer eine Reise wert. Elche zu sehen ist eher schwierig, aber mit Glück klappt das schon. Rentiere habe ich mehr gesehen als Menschen. Erwähnenswert wäre vielleicht noch, dass man Maut zahlen muss wenn man manche Brücken benutzt oder auch in die Stadt fährt. Und zwar bekommt man die Abrechnung immer erst nach Rückreise nach Deutschland (über das Nummernschild). Man bekommt es in Schweden gar nicht mit.
Liebe Grüße
Arik Steen
Autor aus München
Kaddy
Wow, im Winter an den Polarkreis – das klingt spannend, aber auch sehr kalt.
An die Maut habe ich gar nicht mehr gedacht – weil wir letztes Mal keine zahlen mussten (aus bisher ungeklärten Gründen).
Mario
Hey Kaddy,
danke dir für das Verlinken auf meine Packliste. Ich bin schon ganz gespannt, was ihr von eurer Reise berichten werdet! Und übrigens, zu fika: ein Wort über das man dort sehr häufig – mitten in der Fußgängerzone – stolpert. 😉 Beim ersten Mal war ich doch etwas … überrumpelt. 🙂
Beste Grüße und eine tolle Reise!
Mario
Kaddy
Danke.
Wir hatten damals im Schwedisch-Kurs auch viel Spaß mit dem Wort. Hihi…
Peter Trautenberger
Hab gerade über eure Reisepläne bei “Keine-Eile.de” auf FB gelesen! Falls ihr bei mir vorbeischaun wollt – sehr gerne!!! War auch jahrelang unterwegs und hab mir nun eine kleine Microfarm in Schweden zugelegt – standesgemäß mit kleinem Bushcamp 😉
Schaut einmal rein bei mir auf FB unter “Peter’s garden – selfsufficiency, bushcamp & more” Freu mich immer über Reisende die vorbeischaun! Schönen Urlaub!!!
Kaddy
Klingt super, schaffen wir aber leider dieses Mal nicht, denn so langsam, ganz langsam müssen wir uns schon wieder in Richtung Fähre orientieren 🙁 Aber wir waren garantiert nicht zum letzten Mal in Schweden. 🙂
Grüße aus Rafshagen